Text und Fotos: Judith Weibrecht
Ich schniefe. „Herrgott, ist es kalt auf Sylt“, denkt Judith Weibrecht, hat aber die Prophylaxe gegen drohende Schnupfattacken schon parat: eine Tasse Pharisäer.
Spezialitäten im Winter
Ich versenke die Nase in die Tasse dampfenden Kaffees mit Brandy, im nordischen Volksmund „Pharisäer“ genannt. Fein, auch die Sylter Wellen, die aus heißem Rotwein, Gewürzen und einem Schuss Branntwein bestehen. Köstlich! Außerdem seien da noch die Strandsaunas, erzählt der Wirt, doch kann ich ihn als Fränkin erst verstehen, als er seine Ausführungen in Hochdeutsch erläutert. Im Winter, so meint er, würden die Syltringer Spezialitäten doch erst richtig schmecken, die könne man ja im Sommer gar nicht genießen. Recht hat er, der Schnupfen hatte keine Chance und dieser piekende Halsschmerz ist auch schon Historie.
Insel für Individualisten und Wetterbeständige
Sylt im Winter – das ist eine Insel für Individualisten und Entdecker, für Unerschrockene und jedem Wetter Trotzende. Neuerdings wird hier sogar der Skisport gepflegt: Langlaufen am verschneiten Wattenmeer entlang. Ein Traum, wenngleich ein bisschen exotisch.
Faszinierendes Grau
Nachdem ich mir geduldig die Erklärungen des Wirts angehört habe,
südländische Hast und Temperament sind ihm fremd, verabschiede
ich mich mit einem kräftigen: “Moin! Moin!“, ziehe
meinen Schal enger um mich und die Schultern hoch und schreite wacker
aus – ins Watt.
Die Gummistiefel schmatzen laut, der kalte Wind schlägt mir ins Gesicht und eigentlich will die Nase wieder triefen. Wäre da nicht die Erinnerung an den Pharisäer. Grau, denke ich, das war doch immer eine Unfarbe für mich, und hier fasziniert sie: Bleigrau der Himmel, mausgraublau die See, schmutziggrau die kreischenden Möwen, selbst die Gischt erscheint weißlich-grau ... endlos das Meer und der Himmel.
Frische Seeluft macht hungrig
Kein Strandkorb verstellt zu dieser Jahreszeit den Blick, die Vision
von der Unendlichkeit ist perfekt: „Rüm Hart, klaar Kiming!“
ist der Wahlspruch der alten seefahrenden Inselnordfriesen. Weites
Herz, klarer Horizont! Noch hat Frau Holle nicht ihre Betten über
der Deutschen feinster Insel ausgeschüttelt, also bleiben die
Langlaufski im Verleih. Der Spaziergang entlang der Waterkant ist
aber auch zu und zu erholsam. Einmal um die Hörnumer Odde,
an der Südspitze der Insel, von der Nordsee zum Wattenmeer
oder umgekehrt, vorbei am 1907 erbauten rotweißen Leuchtturm.
Reetgedeckte Häuser ducken sich in die struppigen Dünen,
Möwen fliegen kreischend über mich hinweg, hin zum Treffpunkt
bei „Fisch Matthiesens“ Bude am Hörnumer Hafen.
Die frische Seeluft macht Hunger, und so kommt ein Backfisch und ein wärmendes Glas Glühwein gerade recht. Alle hier haben fürchterlich rote Gesichter. Ich auch, merke ich, als ich zu Hause im warmen Zimmer in den Spiegel blicke.
Syltring ist eine lebendige Sprache
Man spricht auf Sylt übrigens Syltring. Und wer das nicht beherrscht,
wegen seines Heimatdialekts aber nicht belächelt werden will,
der kann in Volkshochschulkursen Syltring erlernen. In manchen Schulen
gar wird im Heimatunterricht Friesisch gesprochen und im Heimatmuseum
in Keitum, Am Kliff 19, werden Wörterbücher, Grammatiken
und Schriften über die Syltringer Literatur zum Kauf angeboten,
denn hier hat die „Söl´ring foriining“ ihre
Geschäftsstelle.
Die Heimatverbundenheit der Hiesigen hat so gar nichts mit alt vorderen
Tümeleien zu tun, der Stolz auf ihre Heimat ist echt und schnörkellos
wie das raue Land. Das Heimatmuseum informiert über die Geschichte
der Insel. Ein paar Schritte weiter findet man das Altfriesische
Haus, das auch von innen besichtigt werden darf. Keitum gilt als
schönstes Dorf der Insel, in dem viele alte reetgedeckte Friesenhäuser
und Katen, teilweise mit Giebeln, zu bewundern sind.
Steife Brise ahoy
Mancherorts bieten Strandkörbe ein wenig Schutz vor der steifen Brise und laden zu einem Päuschen ein
Sylt im Winter, das heißt wandern, so lange man will, so weit es geht. Und eines gibt es als Draufgabe immer dazu: Wind! Die berühmte „steife Brise“. Auch am anderen Ende der Insel, am Lister Ellenbogen, lässt sich dieses Phänomen reichlich erfahren. Hier, nahe dem nördlichsten Ort Deutschlands, der noch bis 1866 zu Dänemark gehörte, liegt die letzte große Wanderdüne auf Sylt.
Im Gegensatz zur Hörnumer Odde, die im Laufe der Jahre durch verheerende Küstenabbrüche um vieles kleiner geworden ist, wird der Lister Ellenbogen immer noch größer: An der Ostseite sind jährlich einige Meter Landgewinn zu verzeichnen. Die Wanderung um den Ellenbogen ist zirka zwanzig Kilometer lang.
Küstenabbruch - Tribut an die Nordsee
Hully Gully in Westerland
Für wen sich das alles viel zu ruhig anhört, und das ist es in den
Wintermonaten tatsächlich, der kann sich in Westerland dennoch
vergnügen: Spielkasino und Kursaal, Fußgängerzone
und Kurpromenade, ein Kegel- und ein Bowling-Center, ein Meerwasserwellenbad
sowie diverse Restaurants, Bars und Diskotheken, in denen man die
Nacht zum Tage machen kann, lassen garantiert keine Langeweile aufkommen.
Und da ist das ja noch das Biikebrennen, bei dem auf den verschiedenen
Hügeln der Insel – man nennt sie hier „Berge“!
– die letzten Weihnachtsbäume verbrannt werden. Da knistert
und lodert es bis weit in die Nacht hinein. Der Wind
von See bläst kräftig ins Feuer, so dass die Funken stieben.
Und wenn dieser Pflicht Genüge getan ist, setzt man sich zum
traditionellen Grünkohlessen am Kaminfeuer zusammen. Da werde
ich im nächsten Jahr wieder dabei sein!
Informationen:
Zentrales Fremdenverkehrsbüro
Stephanstr. 6
25980 Westerland
Tel. 04651 / 22450
Suchen bei schwarzaufweiss
Reiseveranstalter Deutschland bei schwarzaufweiss
Wer heute ein wenig Berliner Luft schnuppern möchte, den laden wir zu einer Reise an Spree und Havel ein. Eine prima Gelegenheit, sich wesentliche Teile der Stadt an einem Tag anzuschauen, ist die Fahrt mit den Bussen 100 und/oder 200. Ausgehend vom Alexanderplatz kommt man unterwegs am Berliner Dom und der Museumsinsel vorbei, am Deutschen Historischen Museum, der Neuen Wache, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag, an der „Schwangeren Auster“ und am Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten.
Mehr lesen ...
Nein, keine Angst, der Pfad schwankt nicht. Dennoch greifen viele Besucher des längsten Baumwipfelpfads der Welt unwillkürlich ans Geländer. Sie haben den Eindruck, der Holzweg, der an dieser Stelle auf 18 Metern Höhe unterhalb der Baumwipfel entlang führt, bewegt sich hin und her. Dabei ist es nur der wenige Zentimeter vom Geländer des Pfads entfernte Schubsbaum, den ein Baumwipfelpfad-Führer mit einer Hand zum Schwingen gebracht hat.
Mehr lesen ...
52 km lang und 41 km breit, darauf verteilt 926 Quadratkilometer Landschaft, das ist sie, Rügen, die größte Insel Deutschlands. Nicht wenige Touristen bezeichnen sie gleichzeitig auch als die schönste Insel des Landes. Ihre Vielfalt ist einmalig.
Mehr lesen ...
34 Meter ist sie lang, genauso lang wie ein Blauwal werden kann: Die Rolltreppe, auf der Besucher vom Foyer nach oben schweben, um mit ihrem Rundgang durch das Ozeaneum vor Stralsunds Altstadtkulisse unweit der neuen Rügenbrücke zu beginnen. Neben der frei tragenden Treppe beeindruckt schon von außen der weiße mit Glas durchsetzte Bau aus Beton und Stahl.
Mehr lesen ...