Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Zell am Harmersbach

 

Zurück auf der Hauptstraße sehen wir einige Fachwerkbauten, so auch das Gasthaus Adler. Die Fachwerkhäuser stehen mit der Giebelseite zur Straße, nach Vorbild der Straßburger Fachwerkhäuser. Wesentliche Elemente der bis heute erhaltenen traditionellen Zeller Baukunst sind sogenannte Bauernfünf, Raute und Andreaskreuz. Aber auch der Eklektizismus, also der Stilmischmasch von Gotik über Renaissance bis Barock, ist im Straßenbild der Unteren Hauptstraße zu finden.

Zell am Harmersbach - Ansicht der Unteren Hauptstraße

Ansicht der Unteren Hauptstraße

Als Teil der Zeller Kunstwege ist nicht nur die Arbeit „Raumzeichen II“ von Manfred Emmenegger-Kanzler an der ortsansässigen Sparkasse (Untere Hauptstraße) anzusehen, sondern auch der Narrenbrunnen am längst verschwundenen Unteren Tor bzw. vor dem Badischen Hof.

Zell am Harmersbach - Narrenbrunnen von W. Haaf geschaffen, Untere Hauptstraße

Der von W. Haaf geschaffene Narrenbrunnen

An der ehemaligen Viehtränke geben sich nun Spielkarten-Narro, Bändele-Narro Schneckehüsli-Narro und der Welschkorn-Barro ein Stelldichein; alle sind traditionelle Figuren aus der alemannischen Fasnacht. An die Bildhauerarbeiten von Ulrich Rückriem erinnert Nikolaus Kernbachs „Einschnitt 13“, eine Stele mit Einkerbungen und Bohrlöchern. Lluis Cera ist auf den Zeller Kunstwegen mit einer knotigen Skulptur in Erinnerung an Herman Hesse vertreten. Sie steht gegenüber dem Narrenbrunnen am Pfarrhofgraben.

Zell am Harmersbach - Lluis Cera: Hommage an Herman Hesse, 2012

Lluis Cera: Hommage an Herman Hesse, 2012

Dass wir uns im Schwarzwald befinden, unterstreicht das Haus der Schwarzwälder Post, das wir auf dem Weg zur Stadtkirche passieren. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbaute man ein barockes Pfarrhaus, nachdem im Dreißigjährigen Krieg die Pfarrkirche und der Pfarrhof auf Befehl französischer Besatzer niedergebrannt wurden. Immer wieder stoßen wir auf Exponate der Zeller Kunstwege, so auch auf Armin Göhringers Stele aus geschwärztem Holz und rostigem Eisen, gleichsam eine Landmarke in der Stadtlandschaft. Danach betreten wir den Stadtpark, der Ausstellungsfläche für weitere Skulpturen und Installationen ist. Zwei aufgestellte Bootskörper, die den Bug gen Himmel richtend, hat Giancarlo Lepore aus Stahl geschaffen.

Zell am Harmersbach - Stadtpark mit Blick auf ev. Kirche und Barca von G. Lepore

Stadtpark mit Blick auf ev. Kirche und "Barca" von G. Lepore

Am Parkrand stoßen wir auch auf Grabsteine, sodass wir annehmen müssen, dass Teile der Grünanlage auf einem aufgelassenen Friedhof entstanden sind. Den Blick nach oben müssen wir richten, wenn wir weitergehen, denn Josef Büchelers „Baumglocke“ und „Baumengel“ hängen in einem Baum. Und auch die Wiege der Zeller Keramik bleibt uns auf dem Rundgang durch den Ort nicht verborgen. An der Fabrikstraße steht ein Fachwerkhaus, das einst ein Färber nutzte. Zugleich wurde hier aber auch bemaltes Steingut von Josef Anton Burger hergestellt. Dieser hatte sich am Ende des 18. Jahrhunderts hier eingemietet.

Zell am Harmersbach - Stadtpark: Josef Bücheler Baumglocke und Baumengel

Stadtpark: Josef Bücheler "Baumglocke" und "Baumengel"

Sehr zahlreich sind die Bildhauerarbeiten in unmittelbarer Nähe der Villa Haiss. Wir stehen dabei unter anderem Werken von Riccardo Cordero, Lluis Cera, Werner Pokorny, Walter Haaf, Axel Anklam und Armin Göhringer, sehen außerdem ein Stück bemalter Berliner Mauer – und das mitten im Schwarzwald! Bei dem Esel, der von einem jungen Mann am Halsseil gezogen wird, fragt man sich, ob es sich dabei um den Esel handelt, der Dukaten scheißt. Bevor wir zum Hirschturm als Teil der Stadtbefestigung gelangen, werfen wir noch einen Blick in den Verkaufsladen der Zeller Keramik. Durchaus Sinn für Farbigkeit unterstreicht die ausgestellte Keramik, die mit Tiermotiven wie Hähnen verziert ist.

Zell am Harmersbach - Kunst im öffentlichen Raum vor der Villa Haiss: Lluis Cera

Kunst im öffentlichen Raum vor der Villa Haiss

Dass vieles Historische im Laufe der Zeit verloren ging, daran erinnert die Skulptur „Zeller Historiker um verlorene Bausubstanz trauernd“ in einer gestalteten Grünanlage unweit der Stadtmauer. Zu den verlorenen Baudenkmälern gehört unter anderem das Untere Tor. Vergessenes wird mit dem Wandgemälde von Walter Haaf wieder ins Bewusstsein gerückt. Das Wandgemälde zeigt die Rossgasse um 1930, heute als Turmgasse bekannt. Nachdenklich verlassen wir den Ort und fragen uns, was denn die nächsten Jahrzehnte für die Bauerhaltung in Zell am Harmersbach bringen werden.

Zell am Harmersbach - W, Haaf Wandgemälde Rossgasse um 1930

W. Haaf: Wandgemälde Rossgasse um 1930

 

Informationen

www.zell.de

https://www.artbischoff.com/museum-villa-haiss/

 

Unterwegs im Kinzigtal
Ein Reiseführer durch den mittleren Schwarzwald

Die Kinzig fließt durch den mittleren Schwarzwald zwischen Kehl im Rheintal und Loßburg im Schwarzwald, wo das Flüsschen auch entspringt. Entlang des 93 Kilometer langen Flusslaufes finden sich sehenswerte Fachwerkstädte wie Schiltach, Haslach und Gengenbach. Einstiges Klosterleben und die hohe Kunst des Brauens machen den Reiz von Alpirsbach aus. In einem Nebental der Kinzig, im Gutachtal, stoßen wir auf das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof mit verschiedenen Gehöften aus allen Teilen des Schwarzwaldes. Ein weiterer lohnenswerter Abstecher führt nach Zell am Harmersbach, wo neben Spuren der mittelalterlichen Stadtbefestigung auch die Architektur des Jugendstils das Stadtbild prägt. Rund um Gengenbach und Offenburg versteht man etwas von edlen Weinen. Man besucht dabei ein wichtiges Gebiet des badischen Weinbaus. Auf dem Ortenauer Weinpfad, einem Wanderweg quer durch die Region, kann man mehr über Reben und Rebensaft in Erfahrung bringen.

Die Kinzig war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Wasserstraße, auf der Flößer unterwegs waren. Sie brachten Bauholz nach Straßburg und auch nach Amsterdam. Mit dem Aufkommen der Eisenbahn wurden die Flößer dann arbeitslos. Ab und an gibt es noch Schauflößen auf der Kinzig bei Schiltach zu sehen. Ist man auf dem Flößerpfad von Loßburg nach Wolfach unterwegs, dann folgt man den Spuren der Flößer, erfährt dank zahlreicher Informationstafeln am Wegesrand, was ein Flößerbub zu tun hatte oder was ein Gamber ist. Schließlich organisieren die Narrenzünfte der genannten Städte zur Fasnet närrische Umzüge in der Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Dann beherrschen Hexen, Hemdglunker, Narrenbolezei, Klepperlesgarde, Büttel, Storch und Elefant die Straßen und Gassen.

 

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Alpirsbach. Nicht nur Weizen Hell, Kloster Zwickel und …

Alpirsbach an der Kinzig ist mit der historischen Flößerei in Verbindung zu bringen. Diesem einst florierenden Gewerbe kann man auf einer Wanderung über den Flößerpfad Kinzigtal auf den Grund gehen. Er führt von Loßbach bis nach Wolfach.Alpirsbach ist außerdem wegen seiner ausladenden romanisch-gotischen Klosteranlage bekannt. Zudem wird nahe des Klosters Bier gebraut.

Alpirsbach

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Gutach. Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof durch den Schwarzwald wandern

Der Besuch des Freilichtmuseums ersetzt gewiss nicht das Wandern auf dem Westweg oder auf dem Flößerpfad Kinzigtal, aber zumindest bekommt man einen Einblick in die Lebensweise zwischen südlichem und nördlichen Schwarzwald. Rund um den Vogtsbauerhof, der an Ort und Stelle geblieben ist, hat man 23 Bauwerke unterschiedlicher Architektur zusammengetragen, ob vom Schauinsland auf 1100 m ü. M, von Oberwolfach im Kinzigtal oder vom Hotzenwald.

Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach

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Gengenbach. Eine Perle an der Deutschen Fachwerkstraße

Was haben Duderstadt, Celle, Einbeck, Quedlinburg, Bietigheim-Bissingen, Herrenberg und Haslach mit Gengenbach gemeinsam? Sie liegen alle an verschiedenen regionalen Abschnitten der Deutschen Fachwerkstraße. Diese 1990 ins Leben gerufene Kulturroute erstreckt sich von der Elbe bis zum Neckar und zum Bodensee, schließt das Wendland ebenso wie den Harz, das Weserbergland und die Oberlausitz mit ein. Zu sehen sind Fachwerkbauten aus dem 13. bis zum 19. Jahrhundert. Enge Gassen und Stadttore sowie Reste der Stadtmauer lassen das Mittelalter wieder aufleben.

Gengenbach

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Haslach. Ein Haselstrauch gab der Fachwerkstadt den Namen

Das Stadtwappen von Haslach ist ein sogenanntes sprechendes Wappen. Bereits das erste Stadtsiegel zeigte einen stilisierten Haselstrauch, der namensgebend für die Stadt war. Einst war die Fachwerkstadt im Kinzigtal eine fürstenbergische Amtsstadt, ehe sie dann zum Großherzogtum Baden kam. Wie Schiltach, Gengenbach, Celle oder Wernigerode und Quedlinburg liegt die Stadt an der Deutschen Fachwerkstraße.

Haslach

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Offenburg. Die „Stadt in der Ortenau“ jenseits von Aenne Burda

Unzweifelhaft ist Offenburg mit Aenne Burda und Burda-Moden in Verbindung zu bringen. Doch Offenburg, die „Stadt in der Ortenau“, ist auch bekannt für ihre Weine und Weingüter wie die Ortenauer Weinkeller GmbH und die Fessenbacher Winzergenossenschaft. Auch für die, die keine Weinliebhaber sind, bietet die Stadt Sehenswertes, ob nun Barockes am Marktplatz oder die Stadtbefestigung entlang des Zwinger-Parks.

Offenburg

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Schiltach. Ein Herz aus Fachwerk, Flößergeschichte und …

Wer die Kinzig überquert, der steht vor einem Hang, an den sich dicht an dicht mehrgeschossige Fachwerkhäuser klammern. Hinter diesen liegt das Herz der Fachwerkstadt, das über eine steile Steintreppe zu erreichen ist. Dass überhaupt eine derart einmalige Fachwerkarchitektur das Stadtbild prägt, erscheint nach drei verheerenden Stadtbränden wie ein Wunder. Aufgabe kam nicht in Frage, denn im württembergischen Grenzort war gutes Geld zu verdienen. Die Flößerei auf der Kinzig, die einst auch sehr einträglich war, ist allerdings längst verschwunden, sieht man von gelegentlicher Schauflößerei einmal ab. Verbunden mit der Stadt an der Kinzig ist außerdem der Name „hansgrohe“, der für Duschspaß und Smart Living steht.

Schiltach

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Donaueschingen. Donauquelle, Jugendstil und …

Was fällt einem zur Stadt Donaueschingen spontan ein? Das Schloss derer von Fürstenberg nebst Brauerei? Die Donauquelle am Rande des Schlossareals? Der Zusammenfluss von Breg und Brigach zur Donau? Das herbstliche Musikfestival? Ein internationales Reitturnier von internationaler Bedeutung? Gewiss, all das macht die Stadt aus und doch gibt es noch weitere Schätze, so für Kunstliebhaber das Museum Art.Plus am Rande des Schlossparkareals und am Ufer der Brigach gelegen, sowie sehenswerte Jugenstil-Architektur.

Donaueschingen

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