Auf den Spuren von Wolfgang Amadeus

Mozart-Radweg: Grenzüberschreitendes "Kulturradeln" zwischen Österreich und Bayern

Text und Fotos: Judith Weibrecht

Mozart und Fahrrad fahren? Aber ja - sogar eine außerordentlich gelungene Kombination! Das jedenfalls meint unsere Autorin Judith Weibrecht, und die sollte es eigentlich wissen. Als Reporterin für einschlägige Spezial-Magazine kennt sie sich bestens aus auf Europas Fahrradstrecken, und von ihrer Tour auf dem neuen Mozart-Radweg kam sie begeistert zurück.

Oesterreich Mozart Schild

Nicht nur Schokoladekugeln und süßer Likör, der Popsong „Amadeus, Amadeus“ von Falco oder der Kinofilm „Amadeus“, auch ein Radweg trägt nun seinen Namen. Der Mozart-Radweg führt für Fans und solche, die es werden wollen, vierhundert Kilometer lang durch das Salzkammergut, den Chiemgau, das Inntal, durchs nördliche Tirol und das Berchtesgadener Land. Überall dorthin also, wo das Musik-Genie Zeit verbrachte und sich Ideen und Inspirationen holte. „Kulturradeln“ könnte man das fast nennen, entlang der Lebens- und Schaffens-stationen von Wolfgang Amadeus, nicht erst seit dem Kinoerfolg eine Kultfigur auch bei jüngeren Leuten!

Fahrradfreundliches Salzburg

Auf den Spuren des großen Komponisten beginnen wir, wie könnte es anders sein, in seiner Geburtsstadt Salzburg. Hier in diesem Mozart-Freilichtmuseum sollte man mindestens, zu Anfang oder am Ende, denn es handelt sich hier um eine Rundstrecke, einen Tag Pause einlegen, um sich die wunderbare Stadt genauer anzusehen. Zum Beispiel mittels einer Stadtführung per Fahrrad mit dem ortskundigen Salzburger Original Hans Schwaiger!

Oesterreich Mozart Salzburg

Salzburg: eine klassische Kulisse

Also los: Mozarts Geburtshaus steht in der weltberühmten Getreidegasse, wo er am 27. Januar 1756 geboren wurde, und ist nun ein Museum. Mozarts Wohnhaus befindet sich am Makartplatz - und dann noch schnell ein Foto vom Mozartdenkmal am Getreideplatz. Abends lassen wir unsere Ohren während eines Schlosskonzerts im vielleicht schönsten Konzertsaal der Welt verwöhnen: im Marmorsaal von Schloss Mirabell. Die Schlosskonzerte feiern in diesem Jahr ihr fünfzigjähriges Jubiläum.

Salzburg wurde übrigens bereits mehrfach zur fahrradfreundlichsten Gemeinde Österreichs gewählt! Und davon zeugen nicht nur die Radwege mit mehr als hundertdreißig Kilometern Länge, sondern auch die über die Stadt verteilten Servicestationen. Eine finden wir abends am Seiteneingang zum Schloss Mirabell. Öffnet man die Türen der in die Wand eingelassenen Nische, erleuchtet eine helle Neonröhre Hinweise auf „Pickzeug“: eine Druckluftpumpe und alle möglichen Werkzeuge! Prädikat: nachahmenswert!

Weiter geht´s mit Mozart auf den Lippen

Oesterreich Mozart Statue

Mozartstatue in Salzburg

Solchermaßen verwöhnt soll es nun endlich weitergehen, und wir fahren von der Altstadt aus am rechten Salzachufer entlang und folgen dem einheitlich mit einem scherenschnittartigen Mozartkopf beschilderten Radweg - in Österreich übrigens weiß auf grünem Grund, in Bayern schwarz oder braun auf weißem Grund. Aus der ehemaligen Salzhandelsstadt mit den vielen Kuppeln und Kirchentürmen fahren wir hinaus auf eine Stichstrecke ins schöne Salzburger Land.

Einer pfeift auf dem Fahrrad. Ob es ein Stück von Mozart ist? Klar, aus der Puste kommt man hier und jetzt nicht unbedingt, denn schön flach und perfekt asphaltiert geht es weiter in Richtung Mayrwies, vorbei an saftig grünen Wiesen mit glücklichen Kühen und dem Geruch nach frischem Dung. Wir befinden uns nun auf dem Salzkammergut-Radweg, wie überhaupt der Mozartradweg als Konglomerat aus verschiedenen, bereits vorhandenen Radwegen bezeichnet werden darf. Dann folgen wir ein Stück weit der alten Ischlerbahntrasse und pausieren in Eugendorf, wo es im traditionsreichen Landgasthof „Holznerwirt“ neben Getränken auch Luft für platte Reifen gratis dazu gibt!

Oesterreich Mozart Drachenwand

Hinter dem Mozartweg erhebt sich die Drachenwand

Rechts ragt später die imposante Drachenwand auf, ein paar Pferde in St. Lorenz am Mondsee finden die fremden Radfahrer interessant. Nun gilt es noch auf der B154 die steile Scharflingerhöhe zu überwinden, eine Hinweistafel oben bedeutet uns, dass wir nun 600 Meter über dem Meeresspiegel sind, doch der Lohn folgt auf dem Fuße: die Abfahrt bis ins reizvolle Mozartdorf St. Gilgen am türkis schimmernden Wolfgangsee, wo Mozarts Mutter Anna-Maria und seine Schwester Nannerl geboren wurden! 

Prachtvolle Seenlandschaften

Wir sind am Mozartplatz beim Mozartbrunnen, unweit der Mozart-Gedenkstätte und damit am „Ziel“, wie uns auch ein Schild beweist, denn hier handelt es sich, wie gesagt, um eine Stichstrecke. Allerdings eine, die hiermit ausdrücklich empfohlen sei! Das „Café Dallmann“ lockt mit echten Mozartkugeln und wir besorgen uns eine haltbare „Mozarts Reisetorte“, für alle Fälle. Eine kluges Unternehmen, wie sich später herausstellen sollte. Und wer zum geprüften Mozartkugel-Dreher ausgebildet werden möchte: Konditormeister Mayrhofer bietet diese Seminare im „Café Dallmann“ an. Welchen Radfahrer stören schließlich Kalorien?

Oesterreich  Mozart Filz

Kleine Rast im Schönramer Filz

Die Stichstrecke kann man nun einfach zurück nach Salzburg fahren oder aber eine andere Strecke über den Zeller und den Obertuner See nehmen. Wir fahren wieder ab Salzburg die Salzach entlang auf dem Tauernradweg nach Oberndorf, wo man sich die Stille-Nacht-Kapelle anschauen sollte. Nächste Station ist die uralte Stadt Laufen mit ihrer pittoresken Altstadt, wo der grenzüberschreitende Radweg nun seinen bayerischen Abschnitt beginnt. Auf einem holprigen Forstweg geht’s durchs Schönramer Filz, einem der größten Hochmoore Bayerns.

Oesterreich Mozart Chiemsee

Impression am Chiemsee

Da vorne winkt schon der Waginger See, der immerhin der wärmste Badesee Oberbayerns ist. Bei entsprechendem Wetter also: runter vom Sattel und hinein ins erfrischende Nass! Nun noch durch Nußdorf und an den schönen Chiemsee! An prachtvollen Seenlandschaften ist entlang des Mozartradwegs wahrlich kein Mangel.

Wo „Wolferl“ das Orgelspiel erlernte

Ab Chieming geht es eine Weile auf einer Art Waldweg direkt am See entlang, dann biegen wir ab nach Seeon mit seinem idyllisch gelegenen Kloster auf einer Halbinsel im See. Auch dieses Kleinod ist eine der Wirkungsstätten des Wunderknaben, der hier kaum neunjährig schon komponiert und Orgel gespielt haben soll. Verwöhnt werden Radfahrer im „Haus Rufinus“ mit Fahrradgarage und super Frühstück! Dann noch einmal auf den Chiemsee, wir setzen mit der „MS Berta“ über zur Fraueninsel. Eine willkommene Pause! 

Doch heute wollen wir noch nach Wasserburg, wo Wolferl in der St. Jakobskirche das Orgelspiel erlernte und des öfteren im Gasthof „Zum Goldenen Stern“ verweilte. Also über die Rote Brücke und durchs Brucktor hinein in die malerische, durch ihre Arkaden fast italienisch anmutende Altstadt Wasserburgs, die der smaragdgrüne Inn fast völlig umfließt.

Und auch wir folgen nun dem Inn, und zwar flussaufwärts in Richtung Kufstein. Doch keine Angst, innaufwärts bedeutet nicht, dass es hier um große Steigungen geht. Wir fahren mal wieder grenzüberschreitend, denn hinter Nußdorf rollen die Reifen zurück auf österreichischen Boden, und ganz gemütlich über Rosenheim der „Perle Tirols“ entgegen.

Oesterreich Mozart Radweg

Unterwegs auf dem Mozart-Radweg

Genuss pur! Der Mozartradweg wird hier für eine Weile zu einem typischen Flussradweg, denn noch eine ganze Weile bleiben wir am schönen Inn. Auch hier gibt es viele historisch belegte Mozartpunkte, doch dann geht es für uns Mozart-Radler ab nach links in die Postkartenlandschaft des hügeligen Kaiserwinkels in Tirol und direkt an das Ufer des Walchsees - vorbei an Waidach und Kössen durch imposante Berglandschaften bis nach St. Johann in Tirol. Ein Bussard kreist über uns und scheint zu überlegen, ob Radfahrer eine leckere Beute abgeben würden, überlegt es sich aber Gott sei Dank anders.

Mozarts Reisetorte für hungrige Radfahrer

Auf Kies strampeln wir nach Waidring und Lofer, wo Wolfgang Amadeus Pause machte auf seinen Reisen Richtung Süden. Auf „übel beschriebenen Wegen“ will er hier gereist sein, die er jedoch verschlafen habe. Wir rattern auf den Kieswegen weiter, mitten hinein in ein Hagelgewitter!

Oesterreich Mozart Torte

Zur Belohnung!

Eine offen stehende Garage rettet uns und unser Gerät vor weiterem Schaden, doch da meldet sich der Hunger. „Einen sogenannten Hungerast haben die bei der Tour de France immer, gell?“. Guter Witz, ja, haben sie, und wir keine Schoko- oder Müsliriegel mehr. Doch ein Blick genügt: Ohne Worte kommt nun Mozarts Reisetorte zu Ehren. Nie war sie so gut wie heute!

Oesterreiche Mozart Wolfgangsee

Pause am Wolfgangsee

Ab Lofer nun geht es ein Stück die „wildromantische“ Saalach entlang bis in den Kurort Bad Reichenhall, wo Wolferl stets eine Rast auf dem Wege nach Italien einzulegen pflegte und das er wegen der heilkräftigen Sole schätzte. Das Salz, auch „weißes Gold“ genannt, und seine Bedeutung hat uns nun wieder. Ein Salzmuseum in einer Alten Saline kann besichtigt werden. Schließlich muss es nicht immer um Relikte aus dem Leben eines berühmten Komponisten gehen.

Oesterreich Mozart Schloss Hellbrunn

Das Ende unserer Tour naht schon, als wir Berchtesgaden am Fuße des drohenden Watzmann, dem Wahrzeichen der Stadt, passieren. Das Salz spielte auch hier, wie in Bad Reichenhall und Salzburg, eine große Rolle. Also runter von den Rädern, in Bergmannskluft rauf auf die Grubenwagen und einfahren ins Salzbergwerk. Glück auf! Diesmal „lassen wir fahren“ und rattern davon.

Mozartkugeln zur Belohnung

Fleißige könnten nun noch einen Umweg über den Königsee machen und dem weltberühmten Echo lauschen, doch wir wollen endlich ans Ziel. Ein Abstecher nach Hellbrunn mit seinem berühmten Wasserschloss und den kuriosen Wasserspielen (Foto) ist allerdings für Radfahrer unbedingt zu empfehlen: Abkühlung für erhitzte Sportler garantiert! Überraschende Erfrischungen in Grotten, bei Springbrunnen und Theatern, die alle nur mit Wasserkraft funktionieren! Über die herrliche autofreie Hellbrunner Allee radeln wir weiter und wieder in der Barockstadt Salzburg ein. Die weißen Mauern der Feste Hohensalzburg erscheinen wie eine Fata Morgana, dem Radfahrer entfährt ein erlösendes: “Aaah!“. Geschafft! Am Ende kommen wir wieder zum Makartplatz mit Mozarts Wohnhaus. Ein paar Mozartkugeln zur Belohnung wären jetzt gerade Recht!

Oesterreich Mozart Wasserpiele Hellbrunn

Romantischer Winkel am Schloss Hellbrunn

Fazit: Radfahren, Kultur und Landschaft - eine traumhafte Kombination auf verkehrsarmen, ruhigen Nebenstrecken oder Radwegen. Auf geht´s!

 

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Kurzportrait Österreich

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