DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

Ausstellungsorte Skulpturenpark Lugano

Lugano
Skulpturenpark
dauerhaft

Seit den 1970er Jahren findet sich in Lugano Kunst im öffentlichen Raum, vor allem im Skulpturenpark, einem Teil des Parco Civico am Ufer des Luganer Sees. Hier zeigt man unter anderem bildhauerische Arbeiten Schweizer und internationaler Künstler des 20. Jahrhunderts wie Selim Abdullah, Nena Airoldi Ciuti, Nag Arnoldi, Paolo Bellini, Mario Bernasconi, Max Bill, Carlo Ciarli, Massimo Ghiotti, Robert Lienhard, Gianfranco Rossi, Remo Rossi, Pierino Selmoni und Piero Travaglini.

cat

In der Nähe des Kulturzentrums LAC mit dem MASI – der Bau gleicht einem Schiff, das für den Stapellauf im Luganer See bereit ist – beginnen wir unseren Kunstweg: Am Ufer des See reckt sich ein Gebilde aus Kettengliedern gen Himmel, das Piero Travaglini zu verdanken ist. Wer oder was ist hier vor Anker gegangen, so fragt man sich angesichts dieser recht eigenwilligen Ankerkette. Vom gleichen Künstler stammt ein steinernes Nashorn, das etwas verloren auf seinem Sockel steht und so gar nichts mit einem lebenden Koloss der afrikanischen Steppe zu tun hat. Ein Pferd ohne Reiter, das augenscheinlich aus dem vollen Galopp zum Stehen gekommen ist und auf den Hinterläufen „balanciert“ kreierte Nag Arnoldi.

nashorn

Trotz des allgegenwärtigen Straßenlärms hören wir ein leises Plätschern. Es kommt aus dem an eine Archiskulptur erinnernden Brunnen, den Gianfranco Rossi konzipiert hat. Auffallend sind in der Parkanlage einzelne exotische Bäume wie Fächerakazien und die lange Allee von Linden, die zum Flanieren einlädt.

Warum allerdings steht ein Rundtempelchen in der Parkanlage, in dem sich eine Büste von George Washington befindet? Dieser war von 1789 bis 1797 der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und was hat das mit dem Kanton Tessin zu tun? Washington hat Lugano nie besucht. Ein Unternehmer, der aus der Schweiz in die USA auswanderte, hat das Monument wohl gestiftet. Warum aber wurde es gerade dort errichtet, wo einst die Villa Tanzina stand?

brunnen

Aufgeraut ist die Oberfläche der Figur, die Selim Abdullah schuf, dabei zeigt sich in der Oberflächenstruktur durchaus eine Nähe zu Alberto Giacometti, dem wohl bekanntesten Schweizer Bilderhauer des 20. Jahrhunderts. Fugurativ und doch abstrakt erscheint „Eco“ von Pierino Semoni. Hm, die Übersetzung ins Deutsche bedeutet „Das Echo“. Echo oder Widerhall findet sich in den präsentierten Formen jedoch nicht.

selim-abdullah

Massimo Ghiotti hat es Jean Tinguely und Bernhard Luginbühl gleichgetan und Schrott recycled und zu Kunst gemacht: „Vincolo“. „Bindung“ bedeutet der Werktitel. Doch was sehen wir? Ein Knotengebilde? Eine Skulptur aus Kettengliedern? Nein nichts davon, sondern eine aufgesockelte, hochformatige Kastenform, in deren Innerem sich zwei „Spiralen“ befinden. Mit viel Fantasie ließe sich auch ein abstrakter Menschentorso ohne Kopf in dem Kunstwerk sehen.

vincolo

Mario Bernasconi schuf eine halb Liegende, die ihre Arme um den Kopf gelegt hat. Was soll diese Geste aussagen? Verzweiflung? Scham? Robert Lienhard ist mit der organisch-abstrakten Skulptur „Farfalla“ im Skulpturenpark vertreten. Betrachtet man die Arbeit, so hat man den Eindruck einer Verzahnung, eines Paares, das sich innigst umarmt, oder? Übrigens, wer den Werktitel „Lichtsäule“ hört, denkt doch an eine Skulptur aus Chromstahl. Doch Carlo Ciarli verzichtet auf derartiges Material und griff wohl zu rostigem Stahl, um seine Säule zu formen.

carli

Es sei angefügt, dass Max Bill mit „Semisfera attorno a due assi“ aus der Mitte der 1960er Jahre ebenso im Skulpturenpark zu finden ist wie Paolo Bellini mit „Nucleo“ aus den 1990er Jahren. Dieser Hinweis macht deutlich, welche Zeiträume der europäischen und internationalen Bildhauerkunst im Park am Luganer See abbildet sind.

liegende

Text und Fotos: (c) ferdinand dupuis-panther Bildrechte bei den Künstlern/Rechtenachfolgern

Information
https://www.luganoregion.com/de


zur Gesamtübersicht Ausstellungen