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Bonn
Deutsches Museum Bonn

Vogelstimmen, ein sauberer Mann und ein Wellenbrecher
laufend
text: ferdinand dupuis-panther

Naturwissenschaften und Technik sind die beiden Schwerpunkte, die sich das Museum auf seine Fahnen geschrieben hat. Fischer-Dübel, Ionenfalle und Nierensteinzertrümmerer, MRT und Airbag – 100 naturwissenschaftlich-technische Themen präsentiert das Haus für Jung und Alt. Schon von Weitem ist es zu erkennen, „schwebt“ doch ein Transrapid vor dem Museum durch Bonn. Was es mit einem Käfig für Atome auf sich hat und warum in dem Hitchcock Thriller „Die Vögel“ künstliche Vogelstimmen für Gänsehaut sorgen, erfährt der Besucher ebenso wie das „Geheimnis“ des MP3-Players oder warum Zeolith die Wäsche sauber macht.

Einfache Kost ist es nicht, die den Besucher erwartet. Für viele dürfte der Physik-, Chemie- und Biologieunterricht Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte zurückliegen. Derweil hat es Quantensprünge in den Naturwissenschaften gegeben – und die werden dank einiger Demonstrationen anschaulich gemacht. Experimente mit Magneten sind eher für die jüngeren Besucher, für die die gezeigten Apparaturen und Demonstrationen weniger eingängig sind. Für jene Besuchergruppe sind auch spezielle Workshops gedacht. „Pfiffikus trifft Luftikus“ oder „ZeitReise“ heißen die Programmmodule. „Roberta“ wendet sich an Mädchen, die die Welt des Roboters kennen lernen wollen, während „Die unsichtbare Kraft“ den Magnetismus kindgerecht beleuchtet. Zudem können jüngere Besucher aufgrund der Öffnung der ExperimentierKüche am 2. und 4. Sonntag im Monat Produkte aus dem Supermarkt untersuchen und feststellen, wie sie zusammengesetzt sind. Dafür wird erhitzt und gekühlt, gemischt und getestet. Bei den Experimenten werden Gummibärchen hergestellt sowie Haarwaschmittel und Flüssigseife verglichen. Ist Spinat wirklich so gesund? Wo stecken die Vitamine im Obst? Was ist Ascorbinsäure – das sind weitere Fragen, denen man in der ExperimentierKüche auf den Grund geht. All dies geschieht mit Unterstützung von Studenten der Universität Bonn, die als Anleiter 90 Minuten lang durch die Welt der „Alltagschemie“ führen.

Nur für Klassen gedacht ist das Lernprojekt „Manometer: Nanometer! Dabei widmet man sich einer „zwergenhaften Maßeinheit“: Ein Nanometer entspricht einem Tausendstel Millimeter! Ohne Rastertunnelmikroskop wäre ein solche Partikel überhaupt nicht aufzuspüren.

Elementares, Grenzgänger und Visionen
Nein, einem starren Rundgang durch das Haus muss sich kein Besucher unterwerfen. Jeder kann sich aus der Themenfülle das Gebiet heraussuchen, das ihn am meisten interessiert, ob nun den Bonner Elektronenbeschleuniger oder das MRT.

Wolfgang Paul war es, der den genialen Einfall hatte „Ionen zu fangen“. Teilchenmessung mit höchster Genauigkeit war die Zielsetzung, als eine entsprechende Ionenfalle gebaut wurde, die Teilchen in der Mitte eines elektrischen Feldes zentriert. Als Teil der physikalischen Grundlagenforschung ist das so genannte Paulsche Verfahren seither bekannt. In einer Demonstration mittels Stahlkugel und einem rotierenden Sattel sowie rotem und blauen Licht , die das elektromagnetische Wechselfeld darstellen, kommt der Besucher dem Paulschen Verfahren auf die Spur. Ähnlich anschaulich wird auch der so genannte Mößbauer-Effekt vermittelt. Dabei werden Energiestufen von Atomkernen sichtbar gemacht. Doch nicht allein Demonstrationen erläutern Meilensteine der Physik, sondern auch Hörstationen, die zum Beispiel den Sündenfall der Physik, die Kernspaltung, zu Gehör bringen. Dass der Vater der Kernspaltung mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, wird ebenso dargelegt wie die Überzeugung von Max Planck, er habe seine Forschung und dessen Nutzung stets nur für humanitäre Zwecke gedacht: Wunschdenken, wie wir nach Hiroshima wissen.

Möwengeschrei elektronisch erzeugt
Oskar Sala war es, der mit der Erfindung des Mixturtrautoniums als Erster elektronische Musik erzeugen konnte. Für den Thriller „Die Vögel“ komponierte Sala die „Vogelstimmen“. Echtes Möwengeschrei war Hitchcock nicht gruselig genug. Mit seinem Instrument konnte Sala auf zwei Manualen achtstimmige Akkorde erzeugen. Sala, ein Schüler Paul Hindemiths, komponierte nicht allein die oben genannte Filmmusik, sondern weitere 300 Soundtracks. Einige seiner Werke bringt eine Hörstation zum Klingen.

Vom Dübel zum Baukasten
Artur Fischer heißt der kluge Kopf, der hinter den genialen Spreizdübeln steht, die 1957 entwickelt wurden und von denen nunmehr 60 Typen auf dem Markt sind. Auch ein Betonnagel, der sich wie ein Dübel spreizt, nachdem er eingeschlagen wurde, ist ein Kind von Fischer und kommt seit 1993 zur Anwendung. Viel älter ist jedoch Fischertechnik.

Bereits 1905 existierten die ersten Bausätze, die seither weiterentwickelt wurden. Eine ebenso geniale Erfindung ist Styropor – gleichfalls wie der „Eindringling“ von Fischer in den 1950er Jahren erfunden. Styropor schaffte es bereits 1949 in die Welt der Comics. In einer Bildergeschichte von Donald Duck sollte ein Schiff geborgen werden, das man zu diesem Zwecke mit Styropor aufschäumte und somit auftrieb. 1964 wurden 2500 Kubimeter Styropor in den Laderaum der gesunkenen Al Kuweit gepumpt, um diese zu bergen. Als man für dieses Verfahren ein Patent anmelden wollte, wurde dies mit Hinweis auf die 1949 erschienene Donald-Duck-Bildergeschichte verweigert.

Zu den Pionieren der Motortechnik gehört Felix Wankel, der 1954 den ersten Drehkolbenmotor entwarf. Erstmals eingebaut wurde dieser Motor im NSU Spider 1963 Doch hoher Benzinverbrauch und Dichtungsprobleme führten schnell dazu, dass dieser Motorentyp nicht erfolgreich war.

Was es mit dem MRT auf sich hat, erfährt der Besucher beim Besuch und zudem kann er sich mit dem Thema Magnetismus zu befassen, gibt es doch einen entsprechenden Experimentiertisch mit Hufeisen- und Stabmagnet, mit einer Platte mit Eisenspänen, einem Eisenstift mit Korken und einem Magnet-Irrgarten. Hier kann man nun selbst Hand anlegen. Auf geht es ...

Besser als Keramik
Lässt man die Erfindungen, die das Museum vorstellt, Revue passieren, so fällt auf, das ganz wesentliche Neuerungen bereits in den 1950er Jahren entwickelt wurden, so auch Makrolon, das einige Jahre später bei der Herstellung von bruchfestem Geschirr für Furore sorgte und 1963 auf der Düsseldorfer Kunststoffmesse der Hit war. Dieser Kunststoff schmilzt erst bei über 200 Grad Celsius und wird bei 100 Grad Celsius nicht einmal spröde. DVD und CD könnte man ohne Makrolongranulat – für eine CD benötigt man 18 Gramm – gar nicht fertigen.

Was man schon immer mal über seinen Körper wissen wollte, erfährt man beim Monoclonals spielerisch auf einem Halmaspielbrett: Wie funktionieren eigentlich Viren und Antikörper bleibt kein Buch mit sieben Siegeln, folgt man der Spielanleitung. Wie man Nierensteine zertrümmern kann, wird dem Besucher beim Rundgang durch die Schau ebenso wenig vorenthalten wie die Wirkweise von Zeolith, das anstelle von Phosphaten umsetzt, was vor Jahren die Waschmittelwerbung in einem eingängige Slogan pries: „Zwingt Grau raus, zwingt Weiß rein.“

Deutsches Museum
http://www.deutsches-museum-bonn.de

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