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Bonn
Museum König

Unser blauer Planet
laufend

Unser blauer Planet wird mit seinen unterschiedlichen Lebensräumen präsentiert. Vorgestellt werden im Museum insgesamt 750 Arten, teilweise in Vitrinen, teilweise in hervorragend gemachten Dioramen. Dabei stellen die inszenierten „Biotope“ in keinem Falle, so betonen die Museumsmacher, die reine Realität dar. „Man wird in der freien Natur niemals alle in einem Lebensraum gezeigten Tiere zum gleichen Zeitpunkt beobachten können, weil unterschiedliche Lebensraumansprüche und Aktivitätsrhythmen zu einer räumlichen und zeitlichen Trennung führen. Vorgestellt werden jedoch typische und besondere Vertreter der entsprechenden Tierwelt, um biologische Phänonome und allgemein gültige Spielregeln der Natur zu erklären.“ Ein besonderer Anziehungsmagnet ist das Vivarium, in dem man nicht nur exotische Echsen, sondern auch Rotbauchunken und Salamander entdecken kann.

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Einer der Bewohner des Vivariums foto: fdp 2008

Zwei Riesenechsen im Untergeschoss des Museums begrüßen die Besucher am Eingang des Vivariums: ein Kommodowaran und ein Papuawaran, die beide eine stattliche Größe erreichen. Mit diesen beiden Echsen begegnen die Besucher einem Regenwaldbewohner, dem Papuawaran, der seinen dreikantigen Schwanz wie ein Lasso zum Beutefang einsetzen kann und zum anderen einem Bewohner des indonesischen Archipels. In den verschiedenen Terrarien finden wir unter anderem einige Zwergmäuse, die sich unter hohlen Ästen und in dicken Halmen verstecken. Kugelnester, die diese Mausar tals Sommerquartier nutzt, sind nicht vorhanden. Putzig sind sie allemal und mit fünf bis sieben Gramm wahre Winzlinge, die die jüngsten Besucher des Museums gleich in ihr Herz schließen. Während die Zwergmaus schnell zu finden ist, verstecken sich andere Tiere in ihren künstlichen Lebensräumen, die so gestaltet sind, dass die Tiere Rückzugsmöglichkeiten haben. Den Feuersalamander findet man in der Regel nicht. Irgendwo im Totholz hat er sich versteckt.

Springfrosch, Plattechse und Lungenfisch
Jede der gezeigten Tierarten wird in einem Begleittext vorgestellt. Dieser umfasst Stichworte wie Lebensraum, Nahrung und Vorkommen. Das gilt auch für die Rotbauchunke, den Teich- und den Springfrosch, die sich ein Terrarium teilen, auch wenn sie in unterschiedlichen Regionen Europas vorkommen. Der Springfrosch beispielsweise lebt vornehmlich in Nordwestspanien und Frankreich, aber auch in Süddeutschland, der Teichfrosch ist eher in unseren Breiten heimisch. Nicht weit von Bonn entfernt leben kleine Bestände der Würfelnatter an der Lahn. Dieses Reptil ist ebenso zu beobachten wie die Ringelnatter, die im Gegensatz zur Würfelnatter im Bestand nicht bedroht ist.

Schillernd grün sind die Smaragdeidechsen, von denen die Männchen ein Revier von bis zu 1200 Quadratmeter benötigen. Auch die Mauereidechse, die Panzerschleiche und die in Italien und Griechenland beheimatete Vierstreifennatter zeigt man im Museum König. Wo ist bloß das Jemenchamäleon, fragt sich der eine oder andere Zuschauer. Auch die Ägyptische Landschildkröte hat sich rar gemacht. Flink sind die Plattechsen in der aufgeschichteten Steinwand unterwegs. Verwaist erscheint die vulkanische Felslandschaft der Kanaren, in der eigentlich Kanarengecko und Kanarenechse zuhause sind. Zu den exotischen Bewohnern des Vivariums gehören Omaneidechsen, die im Museum gezüchtet werden – bisher wurden 40 Jungtiere nachgezogen -, Axolotl und Afrikanischer Lungenfisch.

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Wilrschweine im Winter - eines der Dioramen des Museums foto: fdp 200
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Die Heimat entdecken
Wald, Feld und Stadt sind die Lebensbereiche, die wir zu kennen glauben. Doch beim Besuch des Museums stoßen wir auf Ungewöhnliches wie die in einem Diorama präsentierte Wildschweinsippe im Winter. Auch eine Bache, die ihr Junges säugt, ist zu sehen. Beide sind Teil des Ökosystems Wald, ein System, das der Erholung, als Wasserspeicher und Klimaregulator dient, wie man den aufschlussreichen Saaltexten entnehmen kann. Zu den ungewöhnlichen Bewohnern des Waldes gehören nicht nur Rehkitze, sondern auch ein Perückenbock, dessen gestörte Geweihbildung aufgrund einer Verletzung verursacht wird. Nur wenige haben wohl in der Natur jemals eine Haselmaus in einem Haselstrauch oder einen Steinkauz mit Jungen gesehen, so dass die im Museum gezeigten Präparate die erste Begegnung mit diesen Waldbewohnern sein dürfte. Dass es verschiedene Mausarten gibt und Maus nicht gleich Maus ist, dürfte den einen oder anderen Besucher überraschen. So ist zu erfahren, dass es echte Mäuse wie die Waldmaus und Wühlmäuse wie die Rötelmaus gibt. Die Haselmaus ist eigentlich gar keine Maus, sondern gehört wie der Siebenschläfer zu den Bilchen. Weitere Waldbewohner, die in Vitrinen zu sehen sind, sind Schwarzspecht, Dachs und Pirol. Rotwild zieht in einem Diorama über eine Lichtung, während ein Eichhörnchen die Szenerie von einer Baumgabel aus beobachtet. Wer kennt sie nicht die Stadtbewohner, die beim Anblick Ekel auslösen: die Hausratten, die ebenso ein Kulturfolger sind wie der Marder, der es sich unterm Hausdach gemütlich gemacht hat. Waschbären sind bisweilen eine wirkliche Plage, da die milden Winter und die ausreichende Nahrung sowie das Fehlen von Fressfeinden die Population explosionsartig anwachsen lässt. Fuchs, Wolf, Luchs und Baummarder sind zu gejagten Jägern geworden. Einige wie Fuchs und Baummarder sind unterdessen Stadtbewohner geworden.

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Inszenierung afrikanische Savanne im Museum König foto fdp 2008

Abenteuer Savanne
Nicht nur ein Baobab zieht die Blicke der Besucher auf sich, sondern auch die karg mit Vegetation bedeckte Savanne, in der Gräser dominieren, die nur einen geringen Wasserverbrauch haben. Auf den Felsen der Savanne tummeln sich Klippschliefer. Ein Erdferkel ist ebenso zu sehen wie ein hoch aufragender Termitenhügel. Für die Säuger der Savanne, Gnus, Zebras und Gazellen, sind Gräser ihre Hauptnahrungsquelle. Einmal im Jahr ziehen diese großen Säuger durch die afrikanische Savanne. Bis zu zwei Millionen Tiere sind dann auf Wanderschaft. Eine derartige Wanderung kann selbstverständlich szenisch nicht dargestellt werden, sondern wird in einem Textbaustein behandelt.

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Baobab foto: museumm könig

In einem Baum entdecken wir einen Leoparden, der dorthin seine Beute geschleppt hat; Schmetterlinge sitzen auf Elefantendung. Rüsseltiere haben sich wie andere Tiere auch an der Wasserstelle eingefunden. Auf verbrannten Abschnitten der Savanne schreitet der Sekretär auf Nahrungssuche dahin. Auch ein Gepard ist in der Savanne zuhause. Über diese Raubkatze erfährt der Besucher, dass sie tagaktiv ist, während der Leopard des nachts seine Beute schlägt. Schließlich sehen die Besucher auch die Etagenfresser wie die Giraffenbock-Antilope, die auf den Hinterläufen stehend, Nahrung in einer Höhe von 2,5 Metern sucht.

Für die Menschen der Savanne hat der Baobab – dazu sind einige Videos zu sehen – eine besondere Bedeutung: Die Fasern des Baumes dienen der Seilherstellung, das Fruchtfleisch wird zu einem Gericht verarbeitet.

Wurzelriesen und blaues Eis
Ein weiteres Ökosystem unseres blauen Planeten ist der Regenwald. 18% des weltweiten Regenwaldbestandes befindet sich in Afrika. Erwähnt wird in diesem Zusammenhang der Tieflandregenwald, der sich vom Kongobecken bis nach Sierra Leone erstreckt und Lebensraum von Okapi, Pardelroller und rotem Stummelaffen sowie für den Riesengalago ist. Mächtig sind die Brettwurzeln eines Tropenbaumes, der zur Inszenierung des Regenwaldes gehört.

Verlassen wir durch eine Schleuse den tropischen Regenwald, so sollte uns eigentlich arktische Kälte empfangen. Doch weit gefehlt, in der inszenierten Eiswelt ist es genauso warm wie in den übrigen Sälen des Museums. Doch eine sinnliche Erfahrung des Klimas an den Polen der Erde wäre sicherlich sehr wünschenswert. 34 Millionen Quadratmeter Eis bedecken die beiden Polargebiete, so ist in einem Textbaustein nachzulesen. Ganz wichtig für das Überleben verschiedener Tierarten der Eiswelt ist das Vorhandensein von Planktonorganismen.

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Idealtypischer Lebensraum Regenwald mit Mandrill
im Vordergrund foto fdp 2008

Das Skelett eines Zwergwals zeigt die Größe dieses Meeressäugers, der bis zu neun Tonnen schwer werden kann. Den „Gesängen“ der Meeressäuger kann der Besucher an einer Hörstation lauschen, wo Orca, Nar- und Zwergwal singen, klicken, schnarren und schnalzen. Diese Laute sind, so bei Narwal und Orca, dazu bestimmt, sich bei der Nahrungssuche zu orientieren.

Kaiserpinguine und Felsenpinguine watscheln nicht durch das Museum, sondern verharren auf ihren Felsen. Ein Iglu kann gemeinsam mit Museumspädagogen aufgebaut worden, so dass man hautnah das Leben im Eis nachvollziehen kann. Die Entdeckung der Eisgebiete der Erde wird in der Schau ebenso behandelt wie die Tundra mit Zwerggans, Goldregenpfeifer, Moschusochsen, Rentier und Vielfraß.

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Leben in der Arktis foto museum könig

Die Funktion der Arten in der Natur
Teilweise in eindrucksvollen kleineren Dioramen wird im ersten Geschoss des Museums die Artenvielfalt vorgestellt. Dabei werden auch Unterthemen wie Kommunikation behandelt. Die Vorstellung einzelner Arten wie Kiebitz oder Haselhuhn folgen dabei dem Schema „Beschreiben, erkennen, beobachten und erklären“.

Abstammungs- und Verwandschaftsgeschichte wird bei der Vorstellung der „federführenden Faszination“ - so der Untertitel der Schau – in den Vordergrund gerückt, ohne die oben genannten Unterthemen zu vernachlässigen. Das Balzszenario der Kampfläufer wird in einem beeindruckenden Diorama vorgestellt, aber auch der Vogelzug am Beispiel der Graugans wird zum Thema gemacht. Neben Kommunikation durch Vogellaute und -gesang kann man beim Besuch Wissenswertes über den Traum des Fliegens erfahren. Zum Thema Artenschutz werden der Waldrapp und der Wachtelkönig herangezogen, die durch Forst- und Wasserwirtschaft sowie Jagd bedroht sind. Einige Arten wir der Karolinasittich sind längst ausgestorben. Gäbe es keinen ausgestopften Riesenalk, der 1905 angekauft wurde und seither gezeigt wird, wüssten wir nichts über diesen flugunfähigen Vogel, der an den Felsküsten Neufundlands und Grönlands zuhause war. Dass das Museum Teil eines Forschungsinstituts ist, lässt sich in der Museumspräsentation nicht übersehen, insbesondere wenn man sich der Systematik der Sperlingsvögel mit ihren beinahe 6000 Arten widmet. Dank eines Hörplatzes kann man hier den einen oder anderen, so Pirol und Zaunkönig, auch zwitschern hören. text u. fotos: ferdinand dupuis-panther

Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig
https://www.zfmk.de/de/museum

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