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Ausstellungsorte in Linz: Skulpturenpark Landesgalerie OÖ, Forum Metall im Donaupark Linz /

Linz
Forum Metall im Donaupark
Alles Metall oder was – Skulpturen im Donaupark Linz
dauerhaft

Wer am Ufer der Donau steht, dem fallen die Brückenkopfbauten auf. Sie sind Zeugnisse der nicht realisierten „Führerstadt“. Dass hoch oben noch das Schloss zu sehen ist und nicht der Alterssitz Adolf Hitlers ist dem Verlauf der Geschichte zu verdanken. Auch der Brückenschlag über die Donau zur einst selbstständigen Gemeinde Urfahr und zum Ars Electronica, dessen Fassade allabendliche in allerlei Grün-, Blau- und Rotnuancen schimmert und funkelt, ist Hitlers Plänen zu verdanken, aus Linz die „Führerstadt“ zu machen. An dieses Kapitel der Stadtgeschichte erinnert vor Ort nichts. Nirgendwo findet man entsprechende Infotafeln. Die Geschichte scheint schlicht verdrängt und durch „Linz verändert“ - Was soll dieser Slogan eigentlich anzeigen? – ersetzt worden zu sein. Linz hat sich gewandelt, auch und gerade 2009, als die Donaustadt europäische Kulturhauptstadt war. Das Lentos-Kunstmuseum und das Ars Electronica zeugen bis heute davon.

evolution

Von der Nibelungenbrücke und dem Lentos-Kunstmuseum ausgehend breitet sich in östlicher Richtung entlang der Donau eine Parkanlage aus, in der Großplastiken zu sehen sind, die im Kontext von „forum metall 1977“ entstanden sind. Künstler von internationalem Rang waren an dieser Ausstellung beteiligt, so Max Bill, Herbert Bayer, Donald Judd, Klaus Rinke oder Eduardo Paolozzi. Ein großer Teil der gezeigten Exponate wurde im Laufe der Zeit wieder demontiert, andere sind über und über mit Graffiti übersät und verunstaltet worden.

Unweit vom Lentos-Kunstmuseum erblicken wir eine stufige Skulptur. Dabei handelt es sich wohl um Helmuth Gsöllpointners bildhauerische Umsetzung von „Evolution“ (1987, s.o.). Es ist eine sich aus einem großen T entwickelnde, gekippte Einheit. Wie Flammen züngelt sich die Plastik „Strömung“ von Erwin Reiter in den Himmel. Zugleich mag man auch an zwei sich emporwindende Riesenschlangen im Liebesspiel denken.

stroemung

Gen Himmel reckt sich auch die zweiteilige Skulptur „Thermocouple“ von Piotr Kowalski. In unmittelbarer Nähe zum Brucknerhaus und zum Sparkassen-Pavillon, in dem im Sommer regelmäßig Jazzkonzerte stattfinden, stößt man auf die Brunnenskulptur des Bauhausmeisters Herbert Bayer, der zwischen 1925 und 1928 am Dessauer Bauhaus Lehrer für Grafik und Typografie war. Siebzehn stufig angeordnete Zylinder hat Bayer zu einer Plastik vereint.

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Ebenfalls unweit des Brucknerhauses platzierte David Rabinowitsch im Deichhang des Donauparks seine Ellipse in zehn Teilen, die eine Leihgabe der Österreichischen Ludwig-Stiftung ist. Die Ellipse, so die Intention des Künstlers, steht in unmittelbarer Beziehung zu den Rundungen des von Heikki Siren entworfenen Brucknerhauses. Als Bodenskulptur ist sie schwer zu finden. Schnell übersieht man sie auf den ersten Blick.

ellipse

Ebenfalls an der Böschung des Donauparks findet sich Erwin Heerichs unbetitelte Skulptur, die zwei aneinander gefügten Türmen gleicht. Der eine ist säulig-rund, der andere rechteckig. Sprayer haben auf ihm bereits ihre eigenen Marken hinterlassen: „Keks“ und „Thundersquad“ waren im Sommer 2019 auf dieser Skulptur zu lesen.

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Günther Uecker, der für seine Nagelbilder bekannt ist, das heißt für seine durch eingeschlagene Nägel durchbohrten Leinwände, hat einen riesigen „Tisch der Austreibung“ in die Parklandschaft gesetzt hat. Da dringen riesige Rostnägel aus der Unterseite des monströsen Tisches, der ins Grün am Donauufer gesetzt wurde. An Wellen, vielleicht an Donauwellen, denkt der Betrachter, der vor Mathias Goeritz „Die Schlange“ steht, ein Stahlband, das sich mit seinen Ecken, Kanten und Zickzackformen über die Grasfläche „windet“.

uecker

Wie bei Uecker so steht auch bei dem Bauhausmeister Max Bill der Kubus im Mittelpunkt der „Pavillonskulptur III“ aus Holz und feuerverzinktem Eisen. Eduardo Paolozzis „welliges Stadtmodell“ war beim aktuellen Besuch nicht zu finden. Wurde es wirklich auf die Nordseite des Brucknerhauses versetzt, wie es 2018 angedacht war? Geschaffen hatte der britische Bildhauer sein Werk als Hommage an den berühmten Sohn der Stadt, Anton Bruckner.

bill

Amadeo Gabino schuf ebenfalls eine Skulptur, die als eine Verneigung vor Anton Bruckner zu verstehen ist. Aus Corten-Stahl wurden die gerundeten, zusammengefügten Bleche geformt, die an einen Torbogen oder eine „Laubhütte“ denken lassen. Schaut man etwas genauer hin, so entdeckt man gedrehte und gedehnte Kreissegmenten, die gegeneinander gesetzt wurden, oder?

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Text und Fotos: © ferdinand Dupuis-Panther

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Mathias Goeritz „Die Schlange“

Informationen
Donaupark Forum Metall
https://www.visitlinz.at/kultur/forum-metall/
https://www.lentos.at/html/de/3580.aspx


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