Badespaß und Moderne Kunst am Schwarzl See

Wer seine Freizeit abseits des Grazer Bermudadreiecks und des Schlossbergs sowie der sehenswerten Grazer Altstadt verbringen möchte, der macht sich zum nur sieben Kilometer südlich von Graz gelegenen Schwarzl See auf.

Vom Kiesabbau zum Freizeitpark

Wo einst Kies abgebaut wurde, ist unterdessen das Schwarzl-See-Freizeitzentrum, ein Mekka für Sport und Fun, und nebenan der Grazer Skulpturenpark entstanden. Für das leibliche Wohl wird in elf Restaurants gesorgt: XL-Steaks und Chili-Bier gibt’s bei Papa Joe’s, Weißwurst und Erdinger Bier serviert man im „Oberbayern“. Wer nahtlos am Schwarzl See von der Sonne gebräunt werden möchte, muss dank des „FKK Nord“ nicht auf kleine Snacks und Erfrischungen verzichten.

Im Freizeitzentrum angekommen, schnallen sich die einen ihre Inliner unter, während andere mit Gokarts pfeilschnell um die Kurven flitzen. Wasserskifahren kann man gleichfalls ausprobieren und eine Fahrt mit dem Mountainbike über die Bike Ranch und deren unterschiedliche Hindernisse wagen. Badevergnügen pur verspricht der Aufenthalt am Schwarzl See ebenso wie die Möglichkeit eines Tandemsprungs mit dem Fallschirm. Tauchen und Segeln sind weitere Freizeitangebote. Die Seefesttage im August laden außerdem zu einer Fahrt an den Schwarzl See ein, ganz abgesehen von den verschiedenen Sportveranstaltungen, darunter dem Businessmarathon oder dem Half-Ironman.

Kunst im Grünen

Wem der Sinn nach „Kunst in der Natur“ steht, für den ist der Schwarzl See auch ein guter Tipp: Jüngstes Kind des Landesmuseums Joanneum ist der Österreichische Skulpturenpark, der Kunst aus dem musealen Rahmen herausholt und in eine Parklandschaft einfügt, die im Rahmen der Internationalen Gartenschau 2000 nach Plänen des Schweizer Landschaftsarchitekten Dieter Kienast angelegt wurde. Strenge Geometrie ist das eine Element der Gartenanlagen, das andere eine ursprünglich als Abfolge unterschiedlicher Gärten angelegte Parkzone, die von blickdichten Lindenhecken untergliedert ist.

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Für die internationale Gartenschau 2000 angelegt

Wasserbassins gehören ebenso zur Anlage wie steile Böschungen und begraste „Pyramiden“. Für die Auswahl und Platzierung der Kunst steht im Vordergrund, einen Raumbezug von Kunst und Natur herzustellen. Das umgesetzte Konzept erlaubt es, „die Geschichte der zeitgenössischen Plastik“ nachzuvollziehen. Zu sehen sind Arbeiten von Fritz Wotruba, Erwin Wurm, Peter Weibel, Eva&Adele, Michael Kienzer, Tom Carr, Martin Walde, Nacy Rubens, Tony Long, Hartmut Skerbisch und anderen Künstlern.

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Nancy Rubens' "Airplane Parts and Hills" (2003)

Kupferne Schale und weißer Henkel

Auf dem Grat einer Böschung balanciert eine riesige Schale, die sich in ihrem grünen Kupferkleid schon ganz und gar in die Natur eingefügt hat. Unbetitelt ließ Michael Kienzer dieses trichterförmige Raumgeflecht. Von Ferne erscheint das Werk als eine Form der gezähmten Natur, wie man sie von Parks mit organisch zugeschnittenen Bäumen und Hecken kennt. Unbetitelt geblieben ist auch Sabrina Hörtners Liniengeflecht in Rot, Grün und Blau. Dabei sind die farbigen Linien bewusst angeordnet: Blau liegt zum Beispiel entfernter als Rot, um mit diesem „Farbwechsel“ die Raumtiefe des Flechtkörpers zu unterstreichen. Der durchsichtige „Pavillon“ aus farbigen Profilblechen ist funktionslos und doch denkt der Betrachter unwillkürlich an einen Gartenpavillon oder Unterstand. Zwischen zwei grünen Rampen ist Hartmut Skerbischs Plastik installiert, ein Geflecht aus offenen, verschachtelten Kuben. Dabei kann der Betrachter bei genauem Hinsehen wahrnehmen, dass sich jeder der „Würfel“ jeweils in fünf kleinere „auflöst“. Verarbeitet wird in „3D Fraktal 03/H7dd“ – so der sperrig anmutende Titel des Werks – ein geometrisches Muster, das aus 156 Körpern besteht, die in ihren Achsen diagonal verdreht sind und jeweils Schritt für Schritt um den Faktor 0.44902 in den Seitenverhältnissen verkleinert wurden. Distanz zu seinem Werk wollte der Künstler vermeiden, und so führt auch ein Steg direkt unter dem „Raumkörper“ hindurch.

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Sabrina Hörtners Liniengeflecht in Rot, Grün und Blau

Auf einer der aufgeworfenen schiefen Ebenen des Geländes wurde der überdimensionierte Henkel von Peter Weibel platziert. Der Titel der Arbeit „Der Globus als Koffer“ klingt rätselhaft. Der Henkel, der die Landschaft im Griff hat, wäre eine mögliche vorschnelle Interpretation ohne Sinn für den Titel. Doch dieser legt nahe, man können den Globus – dies steht für das allumfassende Wissen – einfach in einem Koffer mitnehmen. Während die Arbeit von Weibel ob ihrer Dimension weithin sichtbar ist, ist dies bei dem wellenförmigen Bewehrungsdrahtgebilde von Carmen Perrin nicht der Fall. Im Schatten der Gartenbepflanzung übersieht man diese unbetitelte Plastik beim ersten Vorbeigehen. Das Flechtwerk aus Draht erinnert an das Flechtwerk im Fachwerkbau oder an geflochtene Zäune. Es scheint, als sei die Skulptur nicht abgeschlossen und könne noch wachsen, betrachtet man die nach oben stehenden Bewehrungseisen. 

Steht man noch vor diesem kleinteiligen Werk und grübelt über dessen Bedeutung nach, so wird der Blick im nächsten Moment auf Böschungen gelenkt, auf denen „Nicht mehr sichtbar“ und „Noch nicht sichtbar“ zu lesen ist. In den aus weißen Buchstaben zusammengesetzten „Zeilen“ liegt ein Widerspruch: Die Inschriften sind sichtbar, auch wenn sie inhaltlich etwas anderes aussagen. Heinz Gappmayer ist diese Arbeit zu verdanken. Mit ihr hinterfragt der Künstler offenbar unsere Sichtweisen und das, was wir sehen oder zu sehen glauben.

Ein gestrandetes Boot, ein rosa Ballon und ...

Schlendern wir weiter durch die Anlage, so begegnen wir einem rostigen Wesen mit ausgestreckten Fühlern, das Gerhard Moswitzer entworfen hat. In einer der benachbarten Böschungswellen ist ein Motorboot aus Beton gestrandet, ein künstlerischer Verweis auf den nahen Badesee des Freizeitzentrums Schwarzl See. Monumental ist Nancy Rubens „Airplane Parts and Hills“ (2003) ausgefallen: Diverser Flugzeugschrott ist zu dieser Plastik zusammengefügt worden, Triebwerke ebenso wie Flügel. Erinnert uns die Künstlerin mit ihrem Werk an den drohenden Supergau und den allgegenwärtigen Technikwahn?

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"Gesture" nannte Werner Reiterer die "Landschaftsintervention"

In einer Geländemulde bläst sich derweil ein knallrosa Ballon auf und fällt hernach wieder in sich zusammen. Das pneumatische Geräusch ist nicht zu überhören und lockt den Besucher an näher zu kommen. „Gesture“ nannte Werner Reiterer diese „Landschaftsintervention“. In knalliges Rosa ist auch die Hütte getaucht, die nur wenige Schritte entfernt am Rande eines Wasserbassins steht. In dieser „Seehütte“ erklingt die „Wassermusik“ der lebenden Kunstfiguren Eva & Adele.

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Bruno Gironcoli ließ sein "Glockenwerk" unbetitelt

Franz West schuf zwischen Hainbuchen ein unbrauchbares „Sitzmöbel“ aus patiniertem Eisen, während Erwin Bohatsch riesige Betontropfen von einem Mauerfragment herabfließen lässt. Eine rostrote Metallplatte mit zwei aufgesetzten Metalleimern vereinte Erwin Wurm zu seinem „Bunker“ (1987). Dem Objekt fehlt die Bodenplatte, meint man: Doch das ist Absicht, da der Künstler die Bodenplatte in die Senkrechte gehoben hat und somit eine Bodenskulptur zu einer Wandskulptur umgeformt hat. Geht man von hier in den durch Lindenhecken strukturierten Teil des Parks weiter, so stößt man auf ein Gefährt von einem anderen Stern, ein Werk von Bruno Gironcoli. Zwischen Hecken hat sich auf einem Treppenlauf eine liegende Figur breit gemacht, deren kantiger Körperbau von Fritz Wotruba stammt. Vor dem Treppenaufgang steht eine organisch modellierte Figur mit fließenden Formen. Hoch und schlank ist die Figur, die mit ihren Einschnürungen an einen Schachtelhalm denken lässt und zugleich einer Säule gleicht. Joannis Avramidis ist der Künstler, der sich in dieser wie in anderen Arbeiten mit dem menschlichen Körper auseinander setzt. Zerknauscht hat sie zwischen weiteren Hecken ihren Platz gefunden, die Plastik „Gonflable 6“ (2002) von Hans Kupelwieser.

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Auf den Stufen eines ehemaligen Themengartens: Fritz Wotrubas "Die große Ruhende" (1964/65)

Doch längst haben wir nicht alle Plastiken und Skulpturen im Park gesehen, so warten Susana Solanos „Ajuste en el vacio“ ebenso darauf entdeckt zu werden wie Josef Schlicks „Made in Italy“ oder Richard Fleissners „Körperteil-Hürden“.

SFZ - Freizeitbetriebs-GmbH & Co KG
Thalerhofstraße 85
 A-8141 Unterpremstätten
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Österreichischer Skulpturenpark
Thalerhofstraße 85,
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Tel. 03 16 / 80 17 97 04
skulpturenpark@museum-joanneum.at
http://www.skulpturenpark.at
Öffnungszeiten:
1.April bis 31.Mai: täglich 10-18 Uhr
1.Juni bis 31.August: täglich 10-20 Uhr
1.September bis 31.Oktober: täglich 10-18 Uhr
Eintritt: 1.April bis 1.August 2008: freier Eintritt!

Anfahrt
Mit dem Auto: A9 Abfahrt Schachenwald
Mit dem ÖPNV: Bus 630 ab Jacominiplatz bis Schwarzl-IBC
Fahrplanauskunft: Tel. 03 16 / 82 06 06, http://www.verbundlinie.at

 

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