Tour 5

Ausgangspunkt:Papeneiland, Ecke Prinsen/Brouwersgracht

Die klassischen Routen Amsterdams liegen entlang der Touren 1 bis 4 – wer jedoch noch Zeit hat und den Alltag der Stadt in weniger spektakulären Szenerien erleben möchte, der kann von Papeneiland Richtung Norden gehen, bis Het Ij diesem Drang eine natürliche, weil nasse Grenze setzt.

Amsterdam - Het Lj

Familienausflug auf dem Het Ij

Ganz gleich, in welche Richtung man die Prinsen- oder auch die Brouwersgracht entlang geht oder das Treiben auf ihnen betrachtet, es ist alles bunter und quirliger, als an der Peripherie der noch immer vornehmeren Herengracht. In den äußersten Norden Jordaans aber, hier, wo das Stadtviertel von jenseits der Prinsengracht in das alte Hafengebiet übergeht und sich in der ruhigen Welt der Westelijke Eilanden verliert, hierher kommen nur wenige Touristen.

Typisch für Amsterdam, dass diese „Privatheit“ auch Ausdruck findet in der Existenz eines der bekanntesten Bruine Cafés der Stadt: Im Papeneiland an der Prinsengracht 2. Warum man ein Bruine Café „Papstinsel“ nennt, scheint im Dunst der Vergangenheit verschollen, doch man weiß, dass es im Jahre 1641 gebaut und eröffnet wurde. Seither scheint die Zeit in dieser Szenerie wie von Vermeer still zu stehen, in der Kulisse weiß-blauer Wandkacheln, am gusseisernen Ofen, im Pendel der üppig verzierten Wanduhr aus Messing. Mit ein wenig Einfühlungsvermögen wird man auch als Fremder ein Teil der Riege von Stammgästen – alle aus dem Jordaan und alle darauf aus, jetzt endlich die Welt zu verändern.

Das scheint auch das Ziel der Händler auf dem Noordermarkt zu sein. Zumindest wird man den Eindruck nicht los, wenn man ihre lautstark hinaus posaunten radikalen Ideen ernst nehmen will. Doch gemach, die Zeiten der Revolten, die auch auf diesem Platz blutige Spuren hinterließen, sind vorbei. Wenn man sich von Schlichtheit der Noorderkerk nicht gleich angesprochen fühlt, so sollte man wissen, dass ihr achteckiger Zentralbau den Grundriss eines griechischen Kreuzes hat. Dass sie, 1620 erbaut, als eine der ersten Kirchen weltweit gilt, die für die Art protestantischer Gottesdienste entworfen wurde. Mit der Kanzel, von wo aus Gottes Wort verkündet wird, in der Mitte des Innenraumes.

Richtung Norden über die Keizersgracht und ein paar Schritte nach rechts auf der Brouwersgracht, wo früher vornehmlich Bierbrauereien existierten, ist das Westindisch Huis am Herenmarkt erreicht. Nimmt man sich die Geschichte dieses ehemaligen Schlachthauses der bedeutenden West-Indische Compagnie vor, dann erfährt man, dass 1625 hier der Beschluss gefasst wurde, den Algonquin-Indianern die Insel Manhattan im fernen Amerika für Waren im Wert von 60 Gulden abzukaufen. „New York was born“! So hat man denn auch Peter Stuyvesant, dem ersten Gouverneur von Nieuw Amsterdam (New York) im Innenhof ein Denkmal gesetzt, und dort, wo in den feinen Sälen heute Feierlichkeiten schönster Art stattfinden, handelte man damals mit Schweinen. Was danach mit den Lokalitäten geschah, lässt sich dem Begriff Hoerenmarkt (Hurenmarkt) entnehmen. Hier ist der Lifestyle eben ein bisschen ruppiger als in jenen Gegenden Amsterdams, wo Seemänner nicht so direkt Einfluss darauf nahmen. Dafür ist die Atmosphäre umso herzlicher.

Amsterdams zahlreichen Gesichtern wird in diesem Teil der Stadt noch ein Weiteres hinzugefügt.

 

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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