DAS PORTAL DEUTSCHSPRACHIGER REISEJOURNALISTEN

Reiseführer Pirmasens

 

Auf dem Schusterpfad um das Schuhdorf Hauenstein

Hier beginnt der Schusterpfad

Hier beginnt der Schusterpfad


Nein, dieser Pfad führt nicht über die traditionellen Wege der Schuhfabrikarbeiter aus der Umgebung von Hauenstein. Statt dessen umrunden wir auf einem 15 Kilometer langen, mit einem schwarzen Schuh auf gelbem Grund  ausgeschilderten Wanderweg das Schuhmacherdorf Hauenstein, in dem sich auch das Deutsche Schuhmuseum befindet. Wer vom Pfad abweicht, kann einen Abstecher in die Geschichte der deutschen Schuhindustrie unternehmen. Dabei fasziniert nicht nur die weltweit größte Schuhsammlung, sondern auch die eigentliche Schuhproduktion, die bei Vorführungen lebendig wird. Dann heißt es nicht nur steppen, steppen, steppen, sondern auch pressen, schleifen und polieren. Und noch ein Tipp nach der Wanderung: der Besuch der Gläsernen  Schuhfabrik Josef Seibel, in der Sohlen genäht, Schäfte gesteppt und Oberleder auf die Brandsohle geklebt wird.

Ehe wir den Einstieg des Wanderweges oberhalb des Parkplatzes des Netto-Supermarktes erreichen, gehen wir an den zahlreichen Outlets und der Gläsernen Schuhfabrik vorbei. Shoe City lockt mit Schuhen des Pirmasener Unternehmens Peter Kaiser, das hochwertige und hochpreisige Schuhe produziert, aber auch mit ROMIKA und bugatti shoes. Sport Marke bietet nicht nur Schuhe in Hülle und Fülle, sondern auch Sportbekleidung jeder Art. Hundert Meter weiter lädt die Gläserne Schuhfabrik zum Besuch ein. Was ursprünglich eine Marketingidee war, erweist sich als ernsthafte Produktionsstätte, in der vor allem in Handarbeit gesteppt, geklebt, gepresst, gedämpft und genäht wird, bis ein Schuh für den Verkauf fertiggestellt ist. Weibliche Beschäftigte sind mit dem Kleben von Schuhverschlüssen und mit dem Nähen und Steppen von Schäften beschäftigt, männliche Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Schuhe durch Dämpfen und „Ziehen“ die richtige Form erhalten. Dass Sohlen aus mehreren Lagen zusammengenäht werden, kann man ebenso sehen wie das unter Druck erfolgte Verkleben von Obermaterial und Brandsohle. Wer nach Schuhen schaut, die er unbedingt kaufen möchte, der wird nicht nur bei Josef Seibel das passende Paar finden, sondern auch an anderen Orten der Schuhmeile Hauenstein: Eine Million Schuhe, so der Werbeslogan, warten täglich, auch sonntags, auf Käufer!

Blick durch ein Felsentor

Blick durch ein Felsentor

Das Felsentor ruft
Noch ein Kaffee im Fabrik-Café getrunken und dann geht es strammen Schritts zum Einstieg des Wanderwegs. Dieser Einstieg erfolgt über einen schmalen Pfad, der sich einen Hang emporzieht. Obenauf thront ein mächtiger Felsen, der ausschaut, als habe man Lagen von Pfannkuchen aufeinandergelegt. Links und rechts des Pfades gedeihen junge Birken, sprießt Heidekraut. Wegmarkierungen an der Felsenwand sind nicht zu übersehen, ob nun ein schwarzes H auf weißem Kreis oder ein rot-weißer oder gelb-roter Balken, die alle auf unterschiedliche Wanderwege verweisen. Wir allerdings folgen nur dem schwarzen Schuh, der uns im Verlauf des Weges zu zahlreichen markanten Buntsandsteinfelsen führt. Auf geht es auf eine Tour, die am sogenannten Felsendurchbruch beginnt und auch eine Einkehr im Wanderheim „Dicke Eiche“ einschließt.

Unweit des Einstiegs auf den Schusterpfad gelangt man zu einem markanten Aussichtsplateau

Unweit des Einstiegs auf den Schusterpfad gelangt man zu einem
markanten Aussichtsplateau

Buntsandsteinfelsen und Kiefernnadeln
Auf Waldpfaden, über die sich Wurzeln gelegt haben, lenken wir unsere Schritte durch einen Mischwald, in dem einige mächtige Kiefern, aber auch Eichen und Buchen stehen. Immer wieder drängen rötlich gefärbte Felsen ins Blickfeld des Wanderers. Durch Verwitterung erscheinen einige in Gestalt versteinerter Reptilien – doch das ist alles eine Frage der eigenen Fantasie. Hier und da gibt der Wald den Blick auf Hauenstein frei. Dann sieht man die mächtige Kirche des Schuhdorfes und auch den weißen Kubus des Deutschen Schuhmuseums in der Ferne.

Einige der Felsen am Wegesrand sind stark ausgewaschen, sodass sie einen schützenden Überhang bilden – idealer Ort für eine kleine Pause. Auch die eine oder andere Bank am Wegesrand lädt zum Verweilen ein.

Auf dem historischen Schusterweg von Erftweiler nach Hauenstein gelegen: das Winterkirchel

Auf dem historischen Schusterweg
von Erftweiler nach Hauenstein gelegen:
das Winterkirchel

Unterwegs erfahren wir auch, wohin die mit farbigen Balken markierten Wege führen. Auf dem mit rot-weißem Balken ausgewiesenen Weg kommen wir nach Vier Buchen und Erfweiler, wo einst Beschäftigte der Hauensteiner Schuhindustrie lebten. Von hier aus gingen sie zu Fuß nach Hauenstein und auch wieder zurück. Auf ihrem Weg lag das Winterkirchel, ein Gotteshaus, das in der jetzigen Form nach dem Krieg aufgebaut wurde. Das notwendige Baumaterial nahmen die „wandernden“ Arbeiter auf ihrem Weg von Erfweiler nach Hauenstein nach und nach mit.

Hier kann man unter Felslagen rasten

Hier kann man unter Felslagen rasten

Zum Neding-Gipfel
Unterwegs queren wir eine Straße, die zum Bahn-Haltepunkt Hauenstein-Mitte führt. Über einen teilweise instabilen Hang – Einstieg Schusterpfad Am Neding – setzen wir unsere Tour fort. Nun geht es stetig zum Neding-Gipfel. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein weiteres Felsentor, ehe wir auf einen Felsensporn hinaufsteigen und den mit Heide bewachsenen Gipfel mit Gipfelkreuz und Bank erreichen. Nicht immer hat man von hier oben aus eine klare Sicht. Manchmal liegen Felsenkamine und Felsnadedeln im Dunst.

Nach dem Abstieg setzen wir unsere Tour entlang von aufgeschichteten Sandsteinformationen fort, die teilweise durch die Stämme von Eichen und Buchen hindurchscheinen. Steinmännchen markieren immer wieder unseren Pfad, der hier und da breite Waldterrassenwege kreuzt. Unterwegs passieren wir das eine oder andere bereits verwitterte Hinweisschild auf den Westpfalz-Wanderweg, der mit einem schwarzen W gekennzeichnet ist. Zudem finden wir Hinweise auf Wanderwege mit den Ziffern 22, 7 und 6. Doch der Wanderschuh ist für uns auch in diesem „Markierungswirrwarr“ die einzige wichtige Orientierung.

Ohne Schneckentempo
Talwärts lenken wir nun unsere Schritte. Sobald wir die Straße erreichen, queren wir diese und steigen dann wieder bergan in Richtung Karmelkloster. Dieses wurde vor mehr als fünf Jahrzehnten errichtet und ist ebenso ausgewiesen wie „Freibad“, „Akers Kreuz“ und „Kreuzfelsen“ sowie „Whm. Dicke Eiche“. Wir haben unterdessen den Wald verlassen und sind nun in einer offenen Landschaft unterwegs.

Vor dem Kloster steht die sandsteinerne Statue des hl. Josef, des Namenspatrons des Klosters, und nur wenige Schritte weiter stoßen wir auf die St.-Katharina-Kapelle. Unter uns liegt Hauenstein, in dessen Ortsmitte sich der Kirchturm emporreckt. Streuobstwiesen formen das charakteristische Landschaftsbild nahe dem Kloster.

Buntsandsteinfelsen treten aus dem Grün des Pfälzerwaldes hervor

Buntsandsteinfelsen treten aus dem Grün des Pfälzerwaldes hervor

Wer stapelt das schönste Steinmännchen?
Sind wir an der Straße Am Weimersberg angelangt, so können wir uns entscheiden, dem Hinweis auf das Deutsche Schuhmuseum und Freibad zu folgen oder nicht. Wer sich dagegen entscheidet, der wandert zum Kreuzfelsen  stetig bergan. Dank der Beschilderung wissen wir nun, dass das schwarze H auf weißem Kreis für den Weg zum Hühnerstein, Whm. Dicke Eiche und zum Bhf. Hauenstein steht. Über rötlichem Waldboden setzen wir unsere Tagestour rund um Hauenstein fort und werden von nun an von einem Heer von Steinmännchen begleitet. Es scheint, als sei ein Wettbewerb um das schönste Steinmännchen ausgeschrieben worden. Felsentische zieren diese Männchen ebenso wie auch andere Plätze links und rechts des Pfades. Wind und Regen haben den Kreuzfelsen, den wir nachfolgend erreichen, geformt und tiefe Rinnen und Höhlen im Felsen hinterlassen.

Dank eines Hinweises werden wir auf den Kahlen Felsen aufmerksam gemacht. Betrachtet man diese Formation, glaubt man, hier habe jemand riesige Steintischplatten übereinander geschichtet.

Nächstes Ziel unserer Wanderung ist die frühmittelalterliche Fliehburg Backelstein. Um die auf senkrecht abfallenden Felsen erbaute Fliehburg zu erklimmen, müssen wir an einer Reihe von steil abfallenden Felsen vorbeigehen, eine Schlucht über eine Brücke passieren und schließlich eine Leiter besteigen.

Die Fliehburg Backelstein

Die Fliehburg Backelstein

Zu neuen Höhen und dann zum Wandererheim
Nach der Fliehburg, die bis heute die Spuren menschlicher Bearbeitung zeigt – so Stufen und einige Balkenlöcher – ist die Höhe Weimersborn auf 370 Metern das nächste Ziel, ehe wir zum Hühnerstein gelangen. Dieser Grenzfelsen trennt Hauenstein von Schwanheim und war einst die Grenze zwischen kurpfälzischem Gebiet und Territorium des Fürstbischofs von Speyer. Warum heißt der Felsen bloß Hühnerstein? Wahrscheinlich leitet sich der Name von Hünenstein her.

Wir ignorieren den ausgewiesenen Abzweig nach Dahn und Erfweiler und folgen dem Hauensteiner Schusterpfad bis zum Wandererheim Dicke Eiche, benannt nach einer einst mächtigen, heute toten Eiche in der Nähe. Wer sich übrigens am Wandererheim nach dem Wetter erkundigen will, betrachte die dortige Wetterstation mit Stein: „Stein schaukelt – Wind“, „Stein löchrig - Hagel“ und „Stein runtergefallen – Erdbeben“ heißt es in den witzigen Erläuterungen.

Gestärkt geht’s weiter
Nach einer Stärkung im Wandererheim – hierher sind Scharen von Wanderern unterwegs, denen man angesichts der Vielzahl der Wege nur selten unterwegs begegnet – setzen wir unseren Weg auf dem Schusterpfad fort. 8,5 Kilometer sind es auf dem H-Wanderweg zum Bahnhof – doch Angaben zum Schusterpfad fehlen auf der Infotafel des Pfälzerwald-Vereins, die wir am Wandererheim entdecken.

An die Tradition des Schuhmacherhandwerks erinnert vor dem Wandererheim ein riesiger Wanderschuh. Nicht aus Holz, sondern rötlichem Buntsandstein ist die Skulptur „Wanderer mit Kind“ (1979), eine Arbeit von E. Franz Seibel aus Hauenstein: „Wanderer oh Wanderer im Sturm und Wind kehr ein müder Wanderer ruh aus mit deinem Kind“ sind die Zeilen, die auf einer dort angebrachten Tafel zu lesen sind.

Die letzte Etappe

Die bizarren Buntsandsteinfelsen liegen von nun an hinter uns, sobald wir zum Winterkirchel wandern. Wenn die Sicht klar ist, dann können wir unterwegs von einer Anhöhe aus auf die Burg Trifels bei Annweiler blicken. An der Kreuzung Vier Buchen – an dieser stehen mehr als nur vier Buchen – ignorieren wir den Hinweis auf den Wanderweg H und 4 - beide zum Bahnhof Hauenstein. Statt dessen folgen wir dann - zumeist auf breiten Forstwegen  - talwärts laufend dem Schusterpfad bis zum Ausgangspunkt unserer Tour.

 

 

 

Weitere Informationen

Fremdenverkehrsbüro Hauenstein
www.hauenstein-pfalz.de

Gläserne Schuhfabrik
Waldenburgerstr. 1
www.glaeserne-schuhfabrik.de

Essen und Trinken

Fabrik Café
Waldenburgerstr. 1
www.glaeserne-schuhfabrik.de
mediterran inspirierte Küche

Wanderheim Dicke Eiche
PWV Hauenstein
www.pfaelzerwaldverein-hauenstein.de
u.a. Pfälzer Hausmannskost wie Leberknödel mit Kraut und Pfälzer Teller, selbstgebackener Zwetschgenkuchen

Anreise

BF. Hauenstein oder Hauenstein Mitte; DB Südwest-Bus 523 von Landau über Annweiler nach Hauenstein
www.vrn.de
www.zspnv-sued.de
www.der-takt.de


Suchen bei schwarzaufweiss


Reiseveranstalter Deutschland

Reiseveranstalter Singlereisen


Suchen bei schwarzaufweiss


Das könnte Sie auch interessieren