Lanzarote: aus Feuer und Wasser geboren

 

"Schwarze Perle im Atlantik"

Lanzarote / Nationalpark Timanfaya

Blick in den Nationalpark Timanfaya

Beim Anflug auf den Flughafen von Arrecife entfaltet der Zauber von Lanzarote erstmals seine Kraft. Matt schimmert das scheinbar vegetationslose Eiland in der Sonne. Die weißen Sprengel entpuppen sich allmählich als menschliche Behausungen und verdichten sich stellenweise zu Dörfern. Wenn das Charterflugzeug in einem weitausholenden Bogen zur Landung ansetzt, wird man des ovalen und rechteckigen Blau der Swimmingpools im nahen Ferienzentrum Puerto del Carmen gewahr.

Lanzarote / Arrecife

Das Castillo de San Gabriel in Arrecife

Lanzarote ist eine archaische, aus Feuer und Wasser geborene Insel. Noch immer ist die Erdhitze an einigen Stellen so stark, dass sie sich unter den Schuhsohlen unangenehm bemerkbar macht. Im Restaurant des Nationalparks Timanfaya werden gar Hähnchenschenkel, Fleischspieße und Fisch über einer Felsspalte in einem demonstrativen Spektakel auf dem Vulkangrill zubereitet.

Lanzarote / Hähnchengrill

Hähnchenschenkel grillen auf dem Vulkangrill

Letzter Vulkanausbruch 1824

Wie ein Damoklesschwert schwebt über Lanzarote die Frage, wie lange die unter der Erdoberfläche schlummernden Kräfte noch ruhen werden. Die letzte Vulkantätigkeit datiert ins Jahr 1824. Damals war das Inferno von Rauch und Feuer, herausgeschleuderten glühenden Gesteinsklumpen und zähflüssigem Magma vergleichsweise harmlos, nur über eine Fläche von drei Quadratkilometern ergossen sich die Lavaströme, die noch vor der Ortschaft Mancha Blanca wie durch ein Wunder zum Stillstand kamen. Überglücklich errichteten die verschont gebliebenen Bewohner die Kirche Eremita Nuestra Señora de los Volcanes, wussten sie doch noch vom Hörensagen, zu welch katastrophalen Folgen die drei Generationen zurückliegenden Vulkanausbrüche geführt hatten. Sechs Jahre lang, von 1730 bis 1736, war es im Westen der Insel zu wiederholten Eruptionen gekommen, dabei wurde die Kornkammer Lanzarotes zusammen mit elf Dörfern unter einer gewaltigen Lavaschicht begraben.

Lanzarote / Vulkane

Vulkanlandschaft (Foto: Karl-Heinz Antelmann)

Nur die in allen Erdfarben schimmernden Feuerberge (Montañas del Fuego), wie die bizarren Vulkane genannt werden, ragen aus dem Lavameer (Mar de Lava) empor. Die Farbnuancen der Hänge leuchten stellenweise rostrot und ockerfarben, dann wieder kupferbraun, andernorts herrschen violette oder hellgraue Töne vor. Nicht von ungefähr erinnern die unregelmäßigen, von metertiefen Spalten zerrissenen Krümmungen der scharfkantigen Lava an eine Mondlandschaft: Die Mondfahrzeuge der US-Astronauten wurden vor den Apollo-Flügen hier getestet.

Wenige Kilometer südlich des vegetationsarmen Nationalparks wird die Vulkanlandschaft auf einmal wohltuend lebendig, hier und da rekeln sich gar Palmen empor. Die Bauern machten aus ihrer Not eine Tugend: Sie gruben bis zu zwei Meter tiefe, runde oder halbkreisförmige Vertiefungen, legten den fruchtbaren Boden frei und bedeckten ihn mit kleinen Lavasteinchen, sogenannter Lapilli. Die zehn Zentimeter tiefe Lapillischicht vollbringt wahre Wunder: Sie absorbiert die nächtliche Feuchtigkeit und mindert die Verdunstung, so dass in der an sich staubtrockenen Region Feigen, Aprikosen, Orangen und Äpfel gedeihen. 

Lanzarote / La Geria

Weinanbau bei La Geria

Rund um das Dorf La Geria entstand dadurch ein unvergleichliches Weinbaugebiet, das Augen und Geschmacksnerven gleichermaßen zu betören weiß.

Universalgenie César Manrique

Wie kein anderer hat das 1919 geborene Universalgenie César Manrique der Insel seinen Stempel aufgedrückt, sie geprägt und verhindert, dass sie vom Tourismus überrollt wird. Lanzarote hat seine Identität bewahrt, auch wenn die Menschen in die entlegensten Winkel vorgedrungen sind.

Lanzarote / Playa de Papagayo

Einer der drei Papagayo-Strände (Playas de Papagayo)

Auf der Insel gibt es dank Manrique fast keine Hotelburgen, sondern Ferienanlagen, die im Einklang mit der Natur stehen und sich an der ländlich-traditionellen Bauweise orientieren.

Lanzarote / Manrique 1

Taro de Tahiche - Wohnhaus von Manrique

Der 1992 bei einem Autounfall ums Leben gekommene César Manrique war Maler, Bildhauer und Architekt. In den letzten 25 Jahren seines Lebens hat er Lanzarote mit einem wahren Netz von Bau-, oder besser Kunstwerken überzogen.

Lanzarote / Manrique

Monumento al Campesino von Manrique bei Mozaga

Eine Inselrundfahrt ist eine Pilgerfahrt auf César Manriques Spuren. Die Lavahöhle Jameos del Agua, der Kakteengarten (Jardin de Cactus), das Restaurant Mirador del Rio, das Kunstmuseum im Kastell San José, hinter all dem steht Manrique, Manrique, Manrique ...

Lanzarote / Kakteengarten

Guatiza Kakteengarten (Jardin de Cactus)

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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