Algarve

 

Sie gilt als Europas schönste Küste. Mit ihrer wildzerklüfteten, senffarbenen Steilküste, den bizarren Felsskulpturen mitten im tiefblauen, manchmal grünschimmernden Atlantik und rund 3000 Sonnenstunden im Jahr hat die Algarve bei Urlaubern höchste Punktzahlen erreicht. Einsamkeit und Idylle findet man daher nur in der äußersten Nebensaison und an ganz unzugänglichen Plätzen. Beinah unbekannt ist dagegen die andere Seite der Algarve, die sogenannte Sandalgarve.

Während die Felsen sich nur an der westlichen Südküste, dem Barlavento, erstrecken, trifft man im östlichen Sotavento herrlich lange, oft einsame Dünenstrände mit Sanddünen, Lagunen und Sumpfgebiete an.

Auch von Nord nach Süd öffnet sich eine Welt der Gegensätze: Im Norden eine einsame, praktisch unerschlossene Berglandschaft, im Süden der schmale Küstenstreifen mit seinen Bettenburgen. Die verkehrsreiche Zentralrippe, die Nationalstraße N 125, bildet den Trennungsstrich.

"Al-Gharb" - "Land im Westen". So nannten einst die Araber die südlichste portugiesisches Provinz. 500 Jahre war die Algarve der westlichste Teil des islamischen Reiches, und noch heute ist der Einfluß der Mauren deutlich zu spüren. Die überall wachsenden Mandel-, Feigen- und Johannisbrotbäume wurden von den Kalifen gepflanzt. Neue Bewässerungsmethoden wie die von Eseln betrieben Schöpfräder oder Wassermühlen, denen man noch manchmal begegnet, wurden von ihnen eingeführt. Ein Blick auf die kubische Bauweise von Olhão, und man fühlt sich unversehens in eine nordafrikanische Kasbah versetzt. Die Mehrheit der Ortsnamen läßt in der Vorsilbe "al" die arabische Vergangenheit durchblicken, etwa bei Albufeira, Almancil, Alvor und Alportel. Schon geographisch sind Algarve und Afrika direkte Nachbarn. Auch der Saharawind weht bis hier herüber. Selbst im Lebensstil, sagt man, schwinge der ein gewisses Quantum morgenländischen Gleichmuts mit.

Ein geflügeltes Wort sagt: "Die Algarve ist nicht Portugal". Abgetrennt durch die Gebirge Serra de Monchique und Serra de Caldeirão, blieb die Algarve für die Portugiesen immer ein exotisches Anhängsel. Früher, weil sie am längsten unter maurischer Herrschaft stand; heute, weil der Tourismus sie am stärksten verändert hat. Die Bauwut ist bis in die stillste Bucht vorgedrungen. 

Das kleine Fischerdorf Ferragudo

Fast jedes Fischerdorf machte einem Touristenzentrum Platz. Die Zahl der Ferienbetten kletterte Jahre lang. Jedes Jahr kommen allein 2 Millionen Touristen, um ihr Strandtuch vor der faszinierenden Felsenkulisse des Algarve auszubreiten. Doch die Erfolgsstory hinterließ auch noch andere Spuren. Weite Strecken der Küste sind ökologisch und optisch zerstört. Durch die gewachsene Betonlast und den enormen Grundwasserentzug für die tägliche Dusche und die Greens leidet das landschaftliche Kapital des Algarve bereits an gewaltigen Erosionsschäden.

Naturschutzgebiet Costa Vicentina

Doch die Algarve bietet viele Möglichkeiten. Auch wer sich vom Strandtrubel entfernen möchte, findet sein Glück. Er fährt ins algarvische Bergland, in die Serra de Monchique, die einen Kontrapunkt zur Atlantikküste setzt. Der Rhythmus der Natur bestimmt hier noch das Leben der Bauern und Fischer. Andere Bergdörfer, wie Alte, wirken wie vom Denkmalschutz gepflegt. 

Algarvisches Dorf maurischen Ursprungs

Die Häuser sind kalkweiß getüncht, die Farbbänder um Türen und Fenster leuchten in kräftigem Blau oder Geld, üppig blühen Bougainvilleas an den Fassaden.

"Träumender" Fischer

Und wenn einem dann im alten Hafen von Portimão wieder der Duft der gebratenen Sardinen in die Nase steigt, ist man wieder vom Algrave-Virus befallen.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

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