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Reiseführer Nordzypern

Unter Persiens Großkönigen

Das aufstrebende Persische Reich drängte mit Riesenschritten aus seiner Binnenlage an die Küsten des östlichen Mittelmeeres. Kleinasien fiel, die levantinischen Küstenstädte kapitulierten, Ägypten wurde persische Provinz und um das Jahr 525 v. Chr. schlug sich Zypern auf die Seite der neuen Großmacht, nachdem es zuvor schon militärische Unterstützung bei der Eroberung Ägyptens geleistet hatte.

Zwischen Loyalität und Revolte

Wie unter den vergangenen Regimen der Assyrer und Ägypter behielten die zyprischen Kleinkönige griechischer oder phönikischer Volkszugehörigkeit auch unter persischer Besatzung ein beträchtliches Maß an Unabhängigkeit. Weder wurde ihre relative Machtfülle eingeschränkt, noch sahen sie sich unmäßigen Tributforderungen ausgesetzt, selbst das Recht auf Münzprägung wurde ihnen zugestanden. Als Gegenleistung verlangten die neuen Machthaber die bedingungslose Bereitstellung der zyprischen Seestreitkräfte im Kriegsfall.


Es war ein Grundsatz persischer "Kolonialpolitik", besiegten Städten eine weitgehende Autonomie zu gewähren, um sich ihrer Loyalität zu versichern. Wenn der abgesprochene Tribut und die verlangte Heeresfolge geleistet wurden, hielten sich die persischen Machthaber im Hintergrund, ließen lokalen Konflikten freien Raum und intervenierten nur dann, wenn etwas außer Kontrolle zu geraten drohte wie im Fall des ambitiösen salaminischen Königs Evagoras I. Ihre Besatzungspolitik war im großen und ganzen frei von ideologischen und ethnisch-kulturellen Vorgaben und Vorlieben.
Warum sich im Jahre 498 v. Chr. die meisten zyprischen Stadtfürsten an dem Aufstand der ionischen Städte gegen die persische Oberhoheit beteiligten, wird eines der Rätsel jener Zeit bleiben. Gewiss, man hatte sie um Hilfe ersucht, doch einen Machtwechsel herbeizuführen, lag weit außerhalb ihrer militärischen und logistischen Möglichkeiten. Je aussichtsloser ihre Lage wurde, desto schneller wechselten sie wieder die Fronten. Schon 494 kämpften zyprische Flotteneinheiten wieder auf persischer Seite und unterstützten wenig später König Xerxes in seinem Feldzug gegen Griechenland.
Auch die Versuche Athens und seiner Bundesgenossen, Zypern aus dem persischen Großreich herauszubrechen, blieben ebenso erfolglos wie eine Reihe dilettantischer Aufstände zyprischer Kleinkönige. Persiens Dominanz über Zypern war trotz gelegentlicher militärischer Rückschläge nicht ernsthaft gefährdet. Unter Großkönig Dareios I. (reg. 522-486) wurde die Insel, wie Herodot berichtet, in die fünfte persische Satrapie (sie umfasste die heutigen Länder Syrien, Libanon, Palästina, Israel, Jordanien) eingegliedert. Selbst in seiner Spätphase, als das Persische Reich zunehmend kraftloser agierte, blieb Zypern unter der Kuratel der Achaemenidenkönige Persiens.


Der Anfang vom Ende persischer Vormacht im Levanteraum zeichnete sich ab, als Alexander d. Gr. die Bühne betrat. An seinem Angriff auf die phönikischen Küstenstädte von Arwad bis Tyros, wichtigen Marinestützpunkten des persischen Königs Dareios III., beteiligten sich schon zyprische Seestreitkräfte aus Salamis, Kourion und Amathus. Für den großen Makedonen war der Weg nach Zypern frei.

"Barbarische" Zustände?

Von philhellenisch gestimmten Autoren stammt die These, während der persischen Besatzungszeit habe ein "Kampf für die Befreiung vom persischen Joch", mehr noch: "eine Auseinandersetzung zwischen Zivilisation und Barbarei" getobt, zusätzlich angeheizt durch eine "persisch-phönikische Allianz zur Unterwerfung der graeco-zyprischen Städte". Hier wird offensichtlich eine Geschichtslegende bemüht, die glauben manchen will, die Städte der griechischen Diaspora habe so etwas wie ein nationaler Gedanke, ein einigendes Sehnen nach nationaler Selbstbehauptung erfüllt. Die neuere Forschung sieht das nüchterner. Natürlich ist die Getriebenheit unter den lokalen Potentaten der Insel auffallend, ihre Lauerstellung, ihre permanente Unruhe. Nur war das nicht das Vorspiel für den großen Befreiungsschlag. Was Zyperns Kleinkönige tatsächlich umtrieb, waren ihre schon aus vorpersischer Zeit bekannten, immer wieder von neuem aufbrechenden und mit wechselnden Verbündeten ausgetragenen Rivalitäten, wobei weder kulturelle noch ethnische Gesichtspunkte eine Rolle spielten. Zumeist ging es um wirtschaftliche Interessengegensätze, um strategische Positionierungen mit dem einzigen Ziel, die eigene ökonomische und politische Machtbasis zu erweitern. So schreckte man selbst vor einem Überfall auf Zentren der eigenen Bevölkerungsgruppe nicht zurück. Dies alles spielte sich vor dem Hintergrund (auch teilweise in ihn eingebettet) des über viele Jahrzehnte die ostmediterranen Regionen heimsuchenden griechisch-persischen Konflikts ab. Er bildete einen geradezu idealen Nährboden für das Ausleben eigensüchtiger Vorhaben, für neue flüchtige Allianzen, den plötzlichen Seitenwechsel, Verschwörungsszenarien.

 


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