Daten , Perioden, Fakten - ein historischer Überblick
Frühe Jungsteinzeit/Protoneolithikum (um 8500 v. Chr.)
Jungsteinzeit/Neolithikum (ca. 7000 - 3700 v.
Chr.)
Kupfersteinzeit/Chalkolithikum (ca. 3700 - 2400 v. Chr.)
Frühe Bronzezeit (ca. 2400 - 1900
v. Chr.)
Mittlere Bronzezeit (ca 1900 -
1625 v. Chr.)
Späte Bronzezeit (ca. 1625 - 1125
v. Chr.)
Eisenzeit (ca. 1125 - 800 v. Chr.)
Archaische Epoche (ca. 800 - 500 v. Chr.)
Klassische Zeit (499 - 323 v. Chr.)
Hellenistische Zeit (323 - 58 v. Chr.)
Römische Zeit (58 v. Chr. - 330 n.
Chr.)
Byzantinische Epoche (330 - 1191)
Fränkische Epoche (1192 - 1489)
Venezianische Herrschaft (1489 - 1570)
Osmanische Herrschaft (1571 - 1878)
Britische Herrschaft (1878 - 1960)
Republik Zypern (1960 - 1974)
Nur ein einziger Fundort belegt bisher die Anwesenheit von Jägern und Sammlern schon in der Frühen Jungsteinzeit / Protoneolithikum (um 8500 v. Chr.) . Aus unbekannten Gründen wird die Insel nicht dauerhaft besiedelt.
Nach dem heutigen Wissensstand kann von einer kontinuierlichen Besiedlung Zyperns gesprochen werden, seit sich Einwanderer aus Anatolien (oder dem syrischen Raum) am Anfang der Jungsteinzeit / Neolithikum (ca. 7000 - 3700 v. Chr.) auf der Insel niederlassen. Fünfundzwanzig über die Insel verstreute Fundstätten zeugen von der erfolgreichen Landnahme dieser frühen Siedler. Am Ende der Epoche hält die Keramik ihren Einzug, auch die Kultivierung der Olive und Weintraube fällt in diese Zeit.
In der Burg von Girne: Rekonstruktion steinzeitlicher Lebensverhältnisse
Eine dynamische und produktive Ära, ablesbar an mehr als 125 Fundorten, setzt mit der Kupfersteinzeit/Chalkolithikum (ca. 3700 - 2400 v. Chr.) ein. Fortschritte in der Landwirtschaft und Töpfereitechnik sowie die erstmals nachweisbare Verwendung von Gebrauchsgegenständen aus Metall revolutionieren den Wirtschaftssektor. Soziale Strukturen entstehen, lokale Eliten bilden sich heraus.
Die bisher isolierte Insel öffnet sich in der Frühen Bronzezeit (ca. 2400 - 1900 v. Chr.) der Außenwelt. Der Überseehandel mit Kreta, Ägypten und Anatolien floriert. Großvieh (Ochse, Rind, Esel, Pferd) wird auf der Insel heimisch.
Kennzeichnend für die Mittlere Bronzezeit (ca. 1900 - 1625 v. Chr.) ist die stürmische Entwicklung der zyprischen Kupferindustrie. Reiche Kupfererzlager in den Randzonen des Troodos-Gebirges werden seit dem frühen 2. Jahrtausend v. Chr. systematisch abgebaut. Der Export von Kupferwaren rückt Zypern in den Kreis der bedeutenden nahöstlichen Mächte.
Der Kupferboom hält in der Späten Bronzezeit (ca. 1625 - 1125 v. Chr.) an. Auch Keramikwaren von der Insel werden ein gefragter Handelsartikel im gesamten Mittelmeerraum. Seit etwa 1500 v. Chr. verbreitet sich auf Zypern ein auf der kretisch-minoischen Linear-A-Schrift basierendes, bis heute nicht restlos entziffertes Schriftsystem. Nach dem Niedergang der dominierenden Stadt Enkomi, stärkt ein Dezentralisierungsprozeß die prosperierenden regionalen Zentren. Die Herausbildung zu stabilen Kleinstaaten befähigt sie offenbar, die Heimsuchung durch die sogenannten "Seevölker" glimpflicher zu überstehen als andere nahöstliche Mächte. Achäer von der Peloponnes-Halbinsel, auch sie Opfer der Seevölkerwirren, strömen in den Westen Zyperns.
Autochthone Zyprer ("Eteozyprer") und die frühgriechischen Neusiedler erleben in der Eisenzeit (ca. 1125 - 800 v. Chr.), wie sich mit der Einwanderung der Phöniker ein drittes, bestimmendes Bevölkerungselement auf der Insel festsetzt. Kition an der Südküste entwickelt sich zu ihrem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum, während Salamis endgültig an die Stelle von Enkomi tritt und zur beherrschenden Kraft Ostzyperns aufsteigt. Zyperns traditionelle Handelskontakte in die Ägäis, nach Kreta und in die Levante werden durch den Ansturm der "Seevölker" nur unwesentlich in Mitleidenschaft gezogen.
Barnabas - Kloster: Terrakotta - Figuren aus der archaischen Periode (750 - 650 v. Chr.)
Sieben, zeitweise elf Stadtkönigreiche unter griechischen bzw. phönikischen Machthabern bestimmen das Geschehen in der Archaischen Epoche (ca. 800 - 500 v. Chr.). Inschriften vom Ende des 8. Jahrhunderts berichten von der Machtübernahme durch das mächtige Assyrische Reich. Ob die Textfunde die Wirklichkeit oder doch nur Herrscherrhetorik widerspiegeln, ist strittig. Die Insel prosperiert. Eine kurze ägyptische Herrschaft um 570 v. Chr. hinterlässt keine Spuren, dagegen zieht die aufstrebende nahöstliche Großmacht Persien, auf deren Seite sich Zypern um 529 v. Chr. schlägt, die zyprischen Kleinreiche in den griechisch-persischen Konflikt hinein.
Die Ausgrabungsstätte von Vouni ganz im Westen der Insel: Stele an einer Zisterne
In den ersten Jahrzehnten der Klassischen Zeit (499 - 323 v. Chr.), auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Griechen und Persern, nehmen Zyperns Kleinmonarchen auf beiden Seiten an den Kämpfen teil. Eine milde persische Oberhoheit, die den lokalen Herrschern weitgehende politische Freiheiten gewährt, gerät nach zweihundert Jahren zunehmend kraftloser Herrschaft unter die Kontrolle Alexander d. Großen.
Während der Hellenistischen Zeit (323 - 58 v. Chr.) nimmt Zypern einen privilegierten Platz unter den Provinzen des nachalexandrinischen Ptolemäischen Reiches ein. Die zyprischen Kleinstaaten werden aufgelöst. Ausgebildete Fachleute verwalten das Land im Einklang mit den zentralistischen Prinzipien der ptolemäischen Monarchie. Die Insel erlebt einen Entwicklungsschub, die Wirtschaft blüht, die Städte verändern ihr Gesicht, bescheidener Wohlstand breitet sich aus. Doch mit dem expandierenden Rom greift eine neue Großmacht nach der Insel.
Die Ruinenlandschaft von Salamis:
Das Gymnasium mit seinen mächtigen Säulen
Die Römische Zeit (58 v. Chr. - 330 n. Chr.) beginnt für Zypern mit der Eingliederung in die kleinasiatische Provinz Cilicia. Eine effiziente Verwaltung betreibt nach anfänglichen Bereicherungs- und Spekulationsorgien den Ausbau der insularen Infrastruktur. Ein Straßennetz entsteht, zahllose Monumentalbauten werden errichtet. Der inzwischen auch von den Eteozyprern und Phönikern getragene Hellenisierungsprozeß schreitet zügig voran, zumal auch die römische Führungsschicht die griechische Sprache und Kultur bevorzugt. Ihre erste Missionsreise (44-49 n. Chr.) führt die Apostel Paulus und Barnabas nach Zypern.
Die Ruinenlandschaft von Salamis: Reste von Mosaiken in den Badeanlagen
Die damals begonnene Christianisierung wird im ersten Jahrhundert der Byzantinischen Epoche (330 - 1191) abgeschlossen. Die zyprische Kirche erstreitet sich den Status der Autokephalie, d.h. sie setzt ihre eigenständige gesetzgeberische Gewalt in allen zwischen- und innerkirchlichen Angelegenheiten gegen das Patriarchat von Antiochia durch. Nach drei Jahrhunderten anhaltender wirtschaftlicher Blüte wird Zypern zu einem der Schauplätze des byzantinisch-arabischen Machtkampfes, der hier erst 965 zugunsten der Byzantiner entschieden wird. Der Wiederaufbau des Landes unter strikter Kontrolle der Metropole Byzanz lässt Zypern zu einem bedeutenden Handelszentrum aufsteigen. Einer schmalen Schicht schnell reich gewordener Kaufleute und ihrer Nutznießer in Verwaltung und Kirche steht eine unmäßig besteuerte und rechtlos gehaltene Landbevölkerung gegenüber. Es kommt zu Aufständen. Nach Pestepidemien und Dürrekatastrophen, Plünderungen durch muslimische und christliche Freibeuter und der Errichtung der Tyrannei des Isaak Doukas Komnenos, bewirkt das Auftauchen eines Kontingents des 3. Kreuzzuges unter dem englischen König Richard Löwenherz (1191) zwar ein abruptes Ende der Schreckenszeit, begründet aber eine Fremdherrschaft, einen Feudalstaat nach westeuropäischem Vorbild, der die Masse der Zyprer in bedrückender Abhängigkeit hält.
In der Ausgrabungsstätte von Soli. Frühchristliche Mosaiken in der Basilika aus dem 5. Jh. n. Chr.
Das Haus Lusignan, ein zu Königsehren aufgestiegenes Grafengeschlecht aus dem westfranzösischem Poitou, treue Gefolgsleute des englischen Königs, wird zum Hauptakteur dieser Fränkischen Epoche (1192 - 1489) Zyperns. Auf Drängen des jungen Herrschers Amaury belehnt der deutsche Kaiser Heinrich VI. das Haus Lusignan mit Zypern (1197) und stärkt auf diese Weise nachhaltig die Position des kleinen Königreichs im Kreise der nahöstlichen Mächte. Die Verteidigung der Insel wird neu organisiert, die Orthodoxe Kirche dem katholischen Klerus unterstellt. Der Handel erlebt einen lange anhaltenden Aufschwung, als nach dem Fall von Akkon (1291) christliche Flüchtlinge dem Wirtschaftsleben mit ihrer Erfahrung und ihrem Kapital neue Impulse geben. Zyperns überquellender Reichtum, seine vorteilhafte Lage am Schnittpunkt gewinnträchtiger Warenströme, rufen die rivalisierenden Handelsmächte Genua und Venedig auf den Plan. Deren massive Einmischung in die inneren Angelegenheiten des instabilen Feudalstaates führt zu Fraktionierungen in der fränkischen Führungsschicht und beschleunigt den Machtverfall des Hauses Lusignan. Aus dem intrigenreichen Tauziehen um Macht und Märkte geht Venedig als Sieger hervor. Unter offenen Drohungen der Mächtigen der Serenissima Repubblica übergibt die letzte Königin Zyperns, Caterina Cornaro, das zyprische Erbe der Lusignans 1489 an Venedig.
Während der Venezianischen Herrschaft (1489 - 1570) dient die Insel als bloße Einnahmequelle, als profitabelste Kolonie des Überseeimperiums der Lagunenstadt. Eine unfähige und korrupte Verwaltung und der Raubbau an den Ressourcen ruinieren das Land. Im Angesicht der drohenden Invasion der expansiven Osmanen beharren die Verantwortlichen auf einem überholten Verteidigungskonzept, das im Kampf um Zypern 1570//71 seine Untauglichkeit unter Beweis stellt.
Archäologisches Museum im Barnabas-Kloster: Türkische Kunst des 16. Jhs.
Drei Jahrhunderte Osmanische Herrschaft (1571 - 1878) verändern das Gesicht der Insel. Mit den osmanischen Türken -demobilisierten Soldaten der Invasionsstreitmacht und Umsiedlern aus Anatolien- tritt den griechischen Zyprern ein in seinen kulturellen Äußerungen, in Sprache und Religion fremdes Bevölkerungselement gegenüber. Gleich nach dem Machtwechsel wird die Orthodoxe Kirche von allen unter den Lusignans auferlegten Beschränkungen befreit. Auch die Leibeigenschaft wird aufgehoben. Die Hoffnung auf eine Verbesserung der materiellen Lebensumstände erfüllt sich freilich für die große Mehrheit der Zyprer nicht. Korruption, Vetternwirtschaft, Ämterkauf, dazu Dürrekatastrophen und die alljährliche Heuschreckenplage verhindern den Aufbau einer stabilen Wirtschaft. Mit unzureichenden Mitteln versucht Istanbul gegenzusteuern, um die "vergessene Provinz" an die allgemeine Entwicklung heranzuführen. Doch erst im 19. Jahrhundert bewirkt das Reformprogramm der osmanischen Sultane eine spürbare Besserung. Die Wirtschaft beginnt sich zaghaft zu entfalten, liberale Ideen aus Europa finden Eingang in führende Kreise der Insel. Noch ehe aber wirtschaftliche Erholung und Modernisierung der Gesellschaft auf sicherem Fundament stehen, sind es unabwendbare außenpolitische Zwänge, die diesen Prozeß unterbrechen: als Kompensation für militärische Unterstützung durch London in der Auseinandersetzung mit Rußland, bietet das ohnmächtige Osmanische Reich den Briten Zypern an.
Die Britische Herrschaft (1878 - 1960) über die Insel zeigt anfänglich alle Merkmale einer reinen Stützpunktpolitik. Im Vordergrund steht die Überlegung, von der aufgerüsteten Insel aus den russischen Drang ins Mittelmeer und die dadurch ausgelöste Destabilisierung des Osmanischen Reiches aufzuhalten und zum anderen den Seeweg von England nach Indien an seinem neuralgischen Punkt, dem Eingang zum Suez-Kanal, zu sichern und überdies anderen Nahostambitionen der britischen Krone Nachdruck zu verleihen. Veränderte politische Konstellationen rücken diesen Aspekt schon bald in den Hintergrund. Vorrang erhält nun der Aufbau eines funktionierenden Gemeinwesens. Erste Erfolge zeichnen sich ab: die reorganisierte Verwaltung leistet effiziente Arbeit, eine zeitgemäße Rechtsprechung schafft Rechtssicherheit, der Vetternwirtschaft wird der Boden entzogen, ein Landkataster erstellt und das Gesundheitswesen ausgebaut. Auf der anderen Seite bleibt der Wirtschaftssektor hinter der allgemeinen Entwicklung zurück. Ursachen dafür sind u.a. die ausbleibende Reform des Steuersystems, die unmäßige Abgabenbelastung des Haushalts und eine viel zu niedrige Reinvestitionsquote des erwirtschafteten Geldes. England zeigt nur ein verhaltenes Interesse an der wirtschaftlichen Entwicklung seines neuen Territoriums. Zur Verbitterung vieler Einheimischer sind auch die neuen Machthaber nicht als die erhofften großmütigen Befreier und uneigennützigen Helfer in der Not ins Land gekommen, sondern als Begründer einer Fremdherrschaft, die durchaus humane Züge trägt, doch den elementaren Bedürfnissen nur zu oft nicht genügen kann. Das aber können vermeintlich die Wortführer des "Enosis"-Gedankens, die in einem Anschluß an Griechenland eine Lösung aller zyprischen Probleme sehen. Auf sie richten sich zunehmend die Hoffnungen derer, die nach mehr politischen Freiheiten verlangen, die der wirtschaftlichen Stagnation entkommen wollen, die enttäuscht feststellen müssen, dass England zwar anderen griechischen Inseln, nicht aber Zypern den Anschluß an das "Mutterland" erlaubt. Der Konflikt zwischen den Enosis-Aktivisten, an deren Spitze sich die Orthodoxe Kirche stellt, und der englischen Kolonialmacht führt 1931 zu ersten blutigen Zusammenstößen und nachfolgenden massiven Beschneidungen von Freiheitsrechten. Verstärkte Hoffnungen auf einen Anschluß an Griechenland nach dem 2. Weltkrieg werden enttäuscht: England hält den Stützpunkt Zypern für unverzichtbar. Die Enosis-Bewegung greift zur Gewalt. Ihr militärischer Arm, die EOKA unter Georgios Grivas, führt seit 1955 einen blutigen Guerillakrieg gegen die Briten in Zypern und "unzuverlässige Elemente" im griechisch-zyprischen Lager, aber auch zunehmend gegen türkische Zyprer. Der "Befreiungskampf", an dessen Ende nicht wie bei anderen aufbegehrenden Kolonialvölkern die staatliche Autonomie stehen soll, sondern der Anschluß an Griechenland, lässt auf türkisch-zyprischer Seite die Forderung nach "Taksim" (Teilung) laut werden. Unter dem Eindruck der weltweiten Entkolonialisierung und wachsender Kritik der Verbündeten, lenkt England ein und verständigt sich 1959/60 mit den "Mutterländern" Türkei und Griechenland sowie den beiden zyprischen Volksgruppen auf die Umwandlung der Kronkolonie in eine unabhängige Republik.
Mit der Proklamation der Republik Zypern (1960 - 1974) ist die Enosis-Idee freilich nicht vom Tisch. Eine fortschrittliche, wenn auch komplizierte Verfassung, die beide Volksgruppen ungeachtet ihrer zahlenmäßigen Stärke als die zwei gleichberechtigten Volksteile eines Staatsvolkes definiert, tritt in Kraft. Doch der griechisch-zyprischen Seite gehen die Rechte ihrer türkischen Landsleute zu weit. Präsident Makarios erwägt eine einschneidende Verfassungsänderung, , die Kritiker als "kalten Staatsstreich" charakterisieren, der an die Substanz des türkisch-zyprischen Selbstverständnisses als Staatsvolk geht. Blutige Unruhen brechen 1963 aus. Der UN-Sicherheitsrat entsendet eine UNO-Friedenstruppe (UNFICYP), sie seit Frühjahr 1964 ununterbrochen auf der Insel stationiert ist. Die innere und schließlich auch äußere Segregation der beiden Volksgruppen bestätigt auf dramatische Weise das Scheitern der Idee einer praktikablen Zweivölkergemeinschaft. Während die Türken Zyperns in Enklaven Sicherheit suchen, geraten die Fronten im griechisch-zyprischen Lager durcheinander: nach dem Putsch der Obristen in Athen (1967) schwenkt Präsident Makarios auf eine moderate Linie ein. Die Enosis, sein bisher vielfach beschworenes Nahziel, rückt er in eine ferne Zukunft. Fanatische Befürworter eines Anschlußes an Griechenland, Parteigänger der Athener Junta, formieren sich darauf neu und gründen im September 1971 die geheime Terrorgruppe EOKA-B, wieder unter dem Kommando des Georgios Grivas, die sich gegen den "Verrat" des Makarios und seine zunehmend unabhängige politische Linie richtet. Der Präsident Zyperns kann seine Position nach innen wie auch auf der internationalen Bühne nachhaltig festigen, seine Widersacher in Athen und in ihren zyprischen Verstecken sind dagegen isoliert. Am 15. Juli 1974 putscht eine Allianz aus EOKA-B und festlandsgriechischen Offizieren der zyprischen Nationalgarde. Makarios kann entkommen und begibt sich an den Sitz der Vereinten Nationen in New York. In Zypern übernimmt ein berüchtigter Killer, der Zeitungsverleger Nikos Sampson, das Präsidentenamt. Fünf Tage darauf, am 20. Juli 1974, erfolgt die militärische Intervention der Türkei, die sich bei ihrem Vorgehen auf ihr Recht als Garantiemacht beruft, niedergelegt in Artikel drei des Londoner Abkommens.
Der Sommer 1974 markiert das Ende der 1960 gegründeten bikommunalen Republik Zypern. Die Insel ist seit jenen blutigen Tagen im Juli und August und nachfolgendem Bevölkerungsaustausch in einen international anerkannten griechischen Rumpfstaat und den von der Völkergemeinschaft nicht anerkannten türkisch-zyprischen Kleinstaat im Norden der Insel geteilt. Repräsentanten beider Regierungen und Legionen von Vermittlern internationaler Institutionen, Regierungen, offiziöser Stellen und privater Organisationen ringen seitdem erfolglos um eine für beide Seiten akzeptable Lösung des Konflikts. Mit der Öffnung der Grenze im Frühjahr 2003 entspannte sich die Situation. Begegnungen zwischen Angehörigen beider Volksgruppen sind seither an der Tagesordnung, doch der erhoffte politische Durchbruch blieb aus.