Panagía Apsinthiótissa

Panagía Apsinthiótissa

Der betagte orthodoxe Klosterkomplex liegt malerisch am Südhang des Beşparmak-Gebirges oberhalb von Taşkent mit großartigem Blick auf die Mesarya. Man fährt zunächst von Girne kommend auf der Hauptstraße Richtung Lefkoşa, die nach Überquerung des Gebirges in einer langgezogenen Linkskurve in die Ebene absteigt. Bevor diese erreicht ist, folgt man einer Abzweigung nach links, passiert nach 6 km das Dorf Dikmen und erreicht nach weiteren sechs Kilometern Taşkent. Ein ausgeschilderter, etwas rumpeliger Weg führt von hier hinauf zum Kloster, dessen helles Mauerwerk sich vor dem dunklen Grün der Pinien und Zypressen schon abzeichnet.

Die Klosteranlage teilt sich die Bergterrasse mit einem populären Picknick-Platz, der Taşkent Piknik Alani. Auch ein Restaurant hat sich auf dem weitläufigen Gelände niedergelassen, dessen Überleben aber ungewiss ist.

Panagía Apsinthiótissa

Orthodoxe Gläubige sprechen von der Panagía, wenn sie Maria, die Mutter Jesu Christi meinen und der Terminus Apsinthiótissa bezieht sich auf das in dieser Gegend gedeihende Wermutkraut (Artemisia absinthium), ein silberblättriges, wintergrünes, aromatisches Gewächs, das viele Bitterstoffe wie etwa Absinthin enthält, namensgeber für den Absinth, einen alkoholischen Wermutauszug von zweifelhaftem Ruf.

Wie nahezu jeder historische Ort am Mittelmeer kann auch das Kloster mit einer Gründungslegende aufwarten, die von einem Wermutbusch erzählt, der den Zugang zu einer Höhle verdeckte, in der ein Mönch eine Marien-Ikone in Sicherheit gebracht hatte, während der Byzantinische Bilderstreit (8. und 9. Jahrh.) tobte. Lange Zeit später, so die Erzählung, sahen Bewohner der Gegend ein starkes Licht am Berg. Sie stiegen hinauf, fanden die versteckte Ikone und gründeten das Kloster im Namen der Panagía und des Wermutbusches.

Panagía Apsinthiótissa

Narthex, Kreuzrippengewölbe

Erbaut wurde die Klosterkirche wahrscheinlich während des Hochmittelalters als Kreuzkuppelkirche. Der zentrale Gemeinderaum (Naos) entstand vermutlich im 11. Jahrhundert, die Vorhalle (der Narthex) im Westen im 12. Jahrh. und die achteckige Kuppel, die auf sechs Stützpfeilern ruht, wohl im 13. Jahrhundert. Fachkundige meinen anhand der Freskenfragmente diese Datierung vornehmen zu können. Der Narthex erhielt gotische Gewölberippen, wahrscheinlich im 15. Jahrhundert, als gleichzeitig der zentrale Raum durch Bögen und Strebewerk verstärkt wurde.

Mit der Kirche wurde auch das nördlich vorgelagerte Refektorium errichtet, eine langgestreckte, von einem Kreuzgewölbe überdeckte Halle, die den Mönchen als Speisesaal diente. An seine Ostwand grenzt eine Apsis mit ganz wenigen Spuren von Fresken. Auffallend die Fensterbögen des Refektoriums mit ihren Ziegelsteineinfassungen.

Panagía Apsinthiótissa

Refektorium

In den 1960er Jahren wurde umfangreich restauriert und auch rekonstruiert und nachgebildet, obwohl hier und da der Originalzustand nicht mehr erkennbar bzw. überhaupt nicht bekannt war. Ein Beispiel ist die Kuppel: hier hat man einfach die Kuppel der Klosterkirche Antiphonitis zum Vorbild genommen.

Nach Güngör (ehem. griech. Koutsoventis) sind es von hier nur rund vier Kilometer. Doch die ohnehin schwache Hoffnung, dass das dort angesiedelte Kloster Agios Ioánnis Chrysóstomos für Besucher wieder zugänglich ist, erfüllte sich nicht. Militär hat sich einquartiert. Und das hat Tradition, schrieb doch schon Colin Thubron nach seiner Wanderung durch Zypern 1971 in seinem Zypern-Klassiker: „Nachdem das Kloster zu einem einzigen Priester zusammengeschrumpft war, wurde es in ein Militärlager umgewandet, und ein schwerbestiefelter Soldat begleitete mich überall hin“. Wenige Jahre später wechselten die Betreiber. Auf zyperngriechische Soldaten folgte zyperntürkisches und festlandstürkisches Militär und damit schwanden die Aussichten auf einen Besuch der Anlage.

Panagía Apsinthiótissa




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