Committee on Missing Persons in Cyprus (CMP)
Die Existenz des CMP erinnert an schmerzliche Phasen in der jüngeren Geschichte Zyperns. Auslöser der Unrast in den 1960er und 70er Jahren war der gewalttätige Streit um die politische Zukunft der jungen Republik. Wurde von zyperngriechischer Seite die „Enosis“, die Vereinigung mit Griechenland ins Feld geführt, antworteten die Zyperntürken mit der Forderung nach „Taksim“, der Teilung der Insel. Der Streit eskalierte in blutigen Auseinandersetzungen sowohl zwischen den beiden Volksgruppen, als auch schonungslos innerhalb der zyperngriechischen Community.
Einen ersten Höhepunkt erreichte der Konflikt 1963/64, als überwiegend Zyperntürken die Opfer waren. 1974, mit der militärischen Intervention der Türkei, die sie mit dem Schutz der zyperntürkischen Volksgruppe rechtfertigte, stieg die Opferzahl stark an, diesmal auf zyperngriechischer Seite. Unter dem Diktat der türkischen Übermacht enden die Kriegshandlungen im Spätsommer 1974, aber auch die 1960 gegründete bikommunale Republik Zypern ist damals am Ende – eine von der UNFICYP kontrollierte Grenze teilt die Insel und Listen vermisster Zivilisten und Militärangehöriger kursieren im Land, doch erst 1981 macht man sich im Einklang mit diversen UNO-Resolutionen an die Einrichtung eines Suchdienstes, um das Schicksal der Vermissten zu klären.
Die Arbeitsweise des CMP
Das bikommunale Komitee wird von je einem Repräsentanten der beiden Volksgruppen und einem Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (Genf) geleitet. Angesichts der schläfrigen Tätigkeit des CMP, der ständigen gegenseitigen Vorwürfe der Blockade sowie der Tatsache, dass nicht das Schicksal auch nur eines einzigen Vermissten geklärt wurde, wandte sich Amnesty International 1996 an die Vereinten Nationen mit der Forderung
„to establish an effective commission of inquiry to investigate disappearances, missing persons and deliberate and arbitrary killings in Cyprus.“
Angesichts der im Vergleich zur Einwohnerzahl Zyperns hohen Zahl der Vermissten – 2002 Personen, davon 1.510 griechische Zyprioten und 492 türkische – wurde Druck auf das CMP aufgebaut und nach und nach Vertrauen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit hergestellt, das Misstrauen insbesondere des türkischen Militärs mühsam abgebaut, so dass auch in ihren Militärzonen zumindest ab 2015 nach vermuteten Gräbern aus der Zeit um 1974 nachgeforscht werden kann. Zahlen aus dem Jahr 2018 dokumentieren die nun erfolgreiche Arbeit des CMP – wurden doch bis dahin 1215 Grabungen vorgenommen und die sterblichen Überreste von 885 Verscharrten (664 Zyperngriechen und 221 Zyperntürken) nach modernsten Verfahren identifiziert und ihren Familien übergeben. Bis 2024 konnten die Überreste von insgesamt 1.051 Individuen identifiziert werden. Bleibt die Verpflichtung, weiter nach dem Verbleib von 754 vermissten Zyperngriechen und 197 Zyperntürken zu forschen.
Die Finanzierung des Projekts CMP ist abhängig von der Spendenbereitschaft der internationalen Community. Seit 2006 ist die Europäische Kommission größter Geldgeber mit der stattlichen Summe von 41,1 Mio. Euro. Im Dezember 2024 überwies sie zum 16. Mal einen beträchtlichen Betrag in Höhe von 2,6 Mio. Euro, verbunden mit der Zusage, sich weiterhin energisch für Frieden und Aussöhnung auf der Insel einzusetzen.