Reiseführer Rom

Fontana dell`Acqua Paola

Wer über über die schattige „Passeggiata“ des Gianicolo gekommen ist oder von Trastevere aus die Treppen hinaufstieg, sieht sich gleich zwei Attraktionen gegenüber, die nicht viele Besucher der Stadt in ihr randvolles Besichtigungsprogramm aufnehmen werden. Blickfang Nummer eins ist die barocke Schauwand des Acqua Paola-Brunnens. Der andere Glanzpunkt erstreckt sich zu Füßen der Terrasse mit dem prächtigen Wasserspiel. Es ist der hinreißende Blick auf Roms ockerfarbenes Häusermeer, auf die Kuppeln des Pantheons und der Peterskirche, das grüne Spalier der Platanen an den Tiberufern und die Albaner Berge am Horizont.

Fontana dell`Acqua Paola

Fontana dell`Acqua Paola


Es gibt immer ein, zwei Dutzend Neugierige, die sich vom touristischen Mainstream absetzen und den Gianicolo-Hügel für sich entdecken und nun staunend das Stadtpanorama betrachten. Das war auch schon Ende des 19. Jahrhunderts nicht anders, wie uns Émile Zola in seinem Roman „Rom“ wissen lässt: „Längs der Brüstung, die die senkrecht auf Trastevere herabschauende Terrasse begrenzt, ziehen sich immer ganze Reihen von Touristen hin, dünne Engländer, breitschultrige Deutsche, die in traditioneller Bewunderung gaffen und den Reiseführer in der Hand halten...“

Ein gutes Jahrhundert vor ihm, im Dezember 1787, stand schon J. W. v. Goethe genau hier, scherte sich offenbar wenig um die Aussicht,widmeteseine ganze Aufmerksamkeit dem Meisterwerk aus dem frühen 17. Jahrhundert, „dem Wasserschwall der Acqua Paola, welcher durch eines Triumphbogens Pforten und Tore in fünf Strömen ein großes verhältnismäßiges Becken füllt (…) Hier nun rühmten Freunde der Baukunst den glücklichen Gedanken, diesen Wassern einen offenen schaubaren triumphierenden Eintritt verschafft zu haben. Man wird durch Säulen und Bogen, durch Gesims und Attiken an jene Prachttore erinnert ...“ Das Triumphtor lässt frisches, klares Wasser in die Stadt hineinströmen, „der friedliche Ernährer“, wie Goethe schrieb, „der für die Mühen seines weiten Laufes sogleich Dank und Bewunderung empfängt.“

Fontana dell`Acqua Paola

Unübersehbar ist freilich auch das Bemühen, dem Stifter der Anlage, dem Borghese-Papst Paul V., aufwändig zu huldigen. Er hatte den Auftrag zur Erneuerung eines ursprünglich von Kaiser Trajan angelegten Aquädukts gegeben. Seinen Endpunkt sollte eine prächtige Schaufassade schmücken. 1610/12 gingen die Arbeiten unter der Leitung der prominenten Baumeister Flaminio Ponzio und Giovanni Fontana zügig voran, doch erst 1690 wurde mit dem Bau des Bassins die Gesamtanlage vollendet. Es war damals nicht unüblich, von den zahlreichen antiken Stätten das benötigte Baumaterial zu entnehmen. So stammen die Marmorelemente von Bauten des Nerva-Forums und die auf hohen Sockeln stehenden vier Granitsäulen, die die drei mittleren Bögen einfassen, schmückten einst die ehrwürdige konstantinische Basilika, den Vorläufer der heutigen Peterskirche. Aus den Bögen fließt das Wasser über Brunnenschalen in das Bassin, links und rechts flankiert von etwas zurückgesetzten seitlichen Nischen.

Ungewöhnlich breit und wortreich geraten ist die Inschriftentafel über dem Gesims. Sie verweist auf Papst Paul V. und seine Verdienste um die Wasserversorgung:

Pontifex Maximus (Papst) Paul V.
hat in der Gegend von Bracciano
aus den heilsamsten Quellen gesammelte Wasser
nachdem die alten Leitungen der Acqua Alsietina wiederhergestellt
und neue hinzugefügt worden waren
vom 35. Meilenstein hergeführt

Im Jahre des Herren 1612. Es war das siebte Jahr seines Pontifikats.

Damals nahm man an, die Acqua Alsietina instand gesetzt zu haben. Tatsächlich war es die Acqua Traiana.

Mit der Inschrift für den Stifter war es nicht getan. Der Giebelaufsatz krönt das Werk mit dem von Engeln gehaltenen Wappen der Borghese, links und rechts bewacht von den Wappentieren des Geschlechts, Adler und Drache.

(Via Garibaldi)





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