Reiseführer Rom

MAXXI - Museo Nazionale delle Arti del XXI Secolo

Als der New Yorker Stararchitekt Richard Meier 2003 im römischen Stadtteil Tor Tre Teste seinen spektakulären Bau der Chiesa di Dio Padre Misericordioso vollendete, hagelte es Kritik. Auch Meiers Umbauung (2006) des Friedensaltars (Ara Pacis) aus der Epoche des Kaisers Augustus – immerhin der erste moderne Bau seit Jahrzehnten im historischen Zentrum der Stadt – löste heftige und noch heute anhaltende Kontroversen aus. Umso verblüffender, dass ein weiteres bravouröses Bauwerk, das 2010 eröffnete Maxxi im Stadtteil Flaminio, die römischen Gemüter nicht in Erregung versetzen konnte. Dabei handelt es sich um ein fulminantes Beispiel futuristischer Architektur, das so gar nicht in das gewohnte Stadtbild passen will und eigentlich den traditionsbeflissenen Römern unwillkommen sein müsste.  

Rom: Maxxi

Entstanden ist das Museum auf dem Gelände der früheren Montello – Kaserne inmitten gesichtsloser Mietshäuser des späten 19. Jahrhunderts. Auftraggeber war das italienische Kultusministerium, das 1999 einen internationalen Wettbewerb ausschrieb, aus dem die irakisch-britische Architektin Zaha Mohammad Hadid (1950 – 2016) als Siegerin hervorging und weitere 273 Mitbewerber das Nachsehen hatten. Das Maxxi war die erste nationale Institution Italiens, die „als großer Campus der zeitgenössischen Kultur gewidmet ist“. Der schwungvolle Bau beherbergt auf 27.000 m² zwei Museen, zum einen das Maxxi Arte, zum anderen das Maxxi Architettura.

Maxxi Arte versteht sich als Mittler der verschiedensten Kunstströmungen, als Experimentierfeld für Begegnungen mit Theater, Tanz, Musik, Film u. a. Es verfügt inzwischen über mehr als 400 Werke, dank Aufkäufen, Schenkungen und Leihgaben. Die Erweiterung der Bestände schreitet fort, um dem Ziel gerecht zu werden, eine interessierte Öffentlichkeit über die Entwicklung der nationalen und internationalen zeitgenössischen Kunst in Kenntnis zu setzen, ergänzt durch Wechselausstellungen und zahllose Events.

Maxxi Architettura betont seine Verwurzelung in seinem italienischen kulturellen und territorialen Kontext. Es präsentiert Objekte und Dokumente, die „die materielle und konzeptionelle Komplexität der Architektur“ zeigen: von der Geburt einer Idee über die Verwirklichung bis zur Nutzung. Tausende von Zeichnungen, Fotografien und Modellen begleiten den Besucher.

Neben seiner Funktion als Bühne zeitgenössischer Kunst und Architektur bietet das Haus eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten. So gibt es ein Auditorium und eine Bibliothek sowie eine Buchhandlung, Räume für „live events“, Wechselausstellungen, Workshops, auch Ruheräume und für das leibliche Wohl sorgt eine elegant gestaltete Cafeteria.

Sprach man vor kurzem noch vom Maxxi als einem „Mantel, der etwas zu groß geworden ist für die zierliche Figur der modernen Kunst in Rom“, so hat Zaha Hadids Meisterwerk längst seinen Platz in der Museumslandschaft Italiens gefunden – als Heimstätte zeitgenössischer Kunst und Architektur und als konsequent modern gestalteter Museumsbau, der ein Konglomerat fließender, dynamischer Betonkörper bildet, die monumentale Räume umschließen, dünne Stahlsäulen tragen wuchtige Betonstränge. Es fließt und schwebt und schwingt: Treppen und Korridore, Rampen, Galerien und Gänge. Stockwerke scheinen aufgelöst. Stahlverkleidungen in Schwarz, Betonflächen in Grau und viel Weiß, unterbrochen von farbigen Exponaten, dazu die Schwerelosigkeit, die ineinander fließenden Räume, das Wechselspiel von Glas, Stahl und Beton – ein Fest für die Sinne.

Via Guido Reni 4 A


Rom: Maxxi




Das könnte Sie auch interessieren

.