Reiseführer Rom

Museo Centrale Montemartini

Es war als Provisorium gedacht, damals 1997, als man sich an die Herkulesaufgabe der Renovierung der Kapitolinischen Museen heranwagte, und hunderte Exponate ein Ausweichquartier suchten. Sie fanden Aufnahme in dem früheren, umsichtig sanierten Elektrizitätswerk Montemartini an der Ausfallstraße nach Ostia gegenüber der Gartenstadt Garbatella, auf halbem Weg zwischen der Cestius-Pyramide und der altehrwürdigen Basilika San Paolo fuori le Mura. Die gewagte Entscheidung, Industriearchäologie mit klassischer Archäologie zu verbinden, stieß zur Überraschung der Planer unter den Besuchern auf begeisterte Zustimmung.

Museo Centrale Montemartini

Die erste noch provisorische Ausstellung unter dem Motto „Le macchine e gli dei“ (Maschinen und Götter) im Jahr 1997 war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. 2005, nach Vollendung der Renovierungsarbeiten in den Kapitolinischen Museen, fiel daher der Entschluss leicht, die ausgelagerten Kunstwerke auf Dauer hier zu verwahren, sie zwischen Dampfturbinen und Armaturen, Rohrleitungen und aufpolierten Dieselmotoren zur Schau zu stellen. Das stattliche Gebäude, das sie beherbergt, war einer der ersten römischen Großbauten in Stahlbeton, aber noch dem Jugendstil verpflichtet mit den dekorativen Gesimsen, Friesen, Laternen und Fenstern seiner Fassade. 1911 bis 1913 erbaut, lieferte das Werk den Römern Strom und Licht bis Ende der 60er Jahre.

Die in der Centrale Montemartini versammelten Fundstücke entstammen Ausgrabungen im späten 19. Jahrhundert und in den 1930er Jahren. Sie verteilen sich über einen Zeitraum von annähernd 1000 Jahren, von den Anfängen des republikanischen Rom im 5. vorchristlichen Jahrhundert bis in die späte Kaiserzeit des 5. Jahrhunderts n. Chr. Die Funde aus der Epoche der Republik sind in der Sala Colonne, dem Säulensaal, zu besichtigen. Schwerpunkt in der Sala Macchine (Maschinensaal) ist das Thema zentrales Rom, während die Sala Caldaie (Kesselraum) die ausgegrabenen Schätze aus den luxuriösen Gärten und Villen der römischen Oberschicht ausstellt, darunter ein herrliches, großflächiges Mosaik mit Darstellungen von Wildtieren und Jagdszenen, ein Werk aus dem frühen 4. Jahrhundert n. Chr. Im Jahr 2016 ist der frühere Kesselraum erweitert worden. In den neuen Räumlichkeiten (Sala Caldaie 2) wurden die „Carrozze di Pio IX“ aufs Abstellgleis gefahren. Es sind die Waggons des päpstlichen Zuges, den Pius IX. von 1859 bis 1870 benutzte. Der Waggon auf dem Foto beherbergte den sog. Thron-Raum und daran anschließend noch ein kleines Zimmer für private Zwecke.

Von den unzähligen Statuen und Hunderten Köpfen prominenter und namenloser römischer Bürger, den großartigen Reliefs, farbfreudigen Mosaiken und schweren Sarkophagen seien nur einige Exponate besonders hervorgehoben: Der einen Triumphzug zeigende Fries vom Tempel des Apollo Sosianus und die berühmten Giebelfiguren (leider sehr bruchstückhaft) vom gleichen Tempel, die Kampfszenen zwischen den Griechen und den Amazonen darstellen. Oder der riesige Arm einer 8 m hohen weiblichen Kolossalfigur, die Marmorkopie der berühmten Aphrodite von Knidos oder die Büste der Kleopatra und die Statue der Mutter Neros oder der Sarkophag mit dem Bildnis des Herkules und des Cerberus. . .

(Via Ostiense 106)





Das könnte Sie auch interessieren

.