Reiseführer Rom

Portunus-Tempel

Nur wenige Schritte sind es vom kleinen Tempel zum Ufer des Tiber. Etwas weiter nördlich – gegenüber der stromabwärts gerichteten Spitze der Tiberinsel – befand sich Roms Haupthafen, der Portus Tiberinus, der aber an Bedeutung einbüßte, als mit Ostia ein florierender Seehafen entstand. Die römische Götterwelt stellte den Stadthafen unter den Schutz des Portunus, dem das Wohl der Häfen im Römischen Reich anvertraut war.

Rom: Antico Caffe Greco

Der ihm geweihte Portunus-Tempel neben dem Rundtempel des Herkules auf dem damaligen Gelände des Rindermarkts (Forum Boarium) wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. errichtet. Dass der alte Bau so vorzüglich erhalten ist, verdanken wir der Umwandlung in eine Kirche (auch der Herkules-Tempel entging auf diese Weise der Zerstörung). Das geschah im Jahr 872, als Johannes VIII. sein Pontifikat antrat. Der heidnische Tempel verwandelte sich in die Kirche Santa Maria in Secundicerio und später wurde sie der Santa Maria Egiziaca geweiht und dem orientalischen Kirchenritus geöffnet. Es war sehr ungewöhnlich, sie nicht wie allgemein üblich der Heiligen Jungfrau Maria zu weihen, sondern der ägyptischen Maria, die nach der christlichen Legende ursprünglich eine Prostituierte in Alexandria gewesen war, sich danach als Büßerin und Eremitin in die Wüste zurückgezogen haben soll und dort um das Jahr 425 verstarb.

Der Tempel des Portunus mit davor gelagerter Freitreppe entstand in einem eigenartigen Mischstil, der griechisch-hellenistische und etruskisch-italische Architekturelemente zusammenführt. Als Material diente vulkanisches Tuffgestein und Travertin. Der Tempel ruht auf einem hohen Podium aus Gussmauerwerk, das innen hohl ist. Darauf reihen sich die Säulen auf; vier an der Stirnseite, an der Rückseite sind es vier Halbsäulen. Betrachtet man die beiden Längsseiten des Heiligtums, erkennt man je zwei frei stehende Säulen und fünf Halbsäulen. Die frei stehenden Säulen wurden vollständig aus Travertin gefertigt, während die Halbsäulen aus Tuffgestein sind, ihre Basen und Kapitelle dagegen aus Travertin. Auch die Mauern der Cella, des fensterlosen Raums, in dem das Götterbild stand, sind aus Tuff. Davor, am Kopf der Freitreppe, liegt der Pronaos, die kleine Vorhalle, die von den frei stehenden Säulen geformt wird.

Einen Rechtecktempel mit umlaufenden frei stehenden Säulen („Säulenkranz“) nennt die Fachwelt Peripteros. Wenn, wie im Fall des Portunus-Tempels, die Wand der Cella auf drei Seiten mit Halbsäulen verbunden ist, spricht man von einem Pseudoperipteros.

(Piazza della Bocca della Verità)





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