Reiseführer Rom

Villa Massimo

Die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo ist eine Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Stipendien zählen zu den bedeutendsten Auszeichnungen für deutsche Künstler im Ausland.

Das Haupthaus der Villa Massimo

Das Haupthaus der Villa Massimo

Bronzestatue in der Villa Massimo in RomAm schnellsten und bequemsten ist die Anfahrt mit der Metro bis zur Haltestelle Piazza Bologna im Stadtteil Nomentano nordöstlich des Centro Storico. Am Platz biegt man in die Via Ravenna ein, die in den Viale di Villa Massimo einmündet. Ihm folgt man bis zum Largo die Villa Massimo mit der Akademie.

Hinter hohen Mauern und schmiedeeisernem Tor erstreckt sich der weitläufige Park mit den Gebäuden der Villa Massimo. Die vollständige Bezeichnung dieser Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland lautet Deutsche Akademie Rom Villa Massimo (Accademia Tedesca Roma Villa Massimo). Es ist ein Ort der Ruhe, ein idyllisches Parkgelände, das alter Baumbestand beschattet und Blumensträucher, Wege, Wiesen, Teich und Brunnen gliedern. Dazwischen haben Sarkophage, Statuen, Torsi und  Portraitbüsten ihren dekorativen Platz gefunden, alles Fundstücke aus der unmittelbaren Nachbarschaft, die zu Beginn der Bauarbeiten 1910 noch verlassene Ruinen aufwies und Baugruben für den damals neu entstehenden Stadtteil um die Via Nomentana.

Vom „deutschen Arkadien“ schwärmte kürzlich ein Chronist und in der Tat kann man sich als Besucher den Aufenthalt an diesem Ort, zu dem alljährlich zehn Stipendiaten eingeladen werden, nur in den schönsten Farben ausmalen. Nicht nur wegen des Bezugs eines monatlichen Stipendiums von 2.500 Euro und des kostenlosen Logis, allein die Möglichkeit, hier konzentriert und – so man will – abgeschottet vom Alltagsgetriebe in großen, hellen Ateliers mit angegliederten Wohnungen zu arbeiten, ist für jeden der hier zu Werke gehenden Architekten, Maler, Komponisten, Schriftsteller ein Glücksfall. Sie genießen „frei von finanziellem Druck“, wie es anlässlich des 100. Geburtstags der Akademie im Juni 2010 hieß, einen „unverzichtbaren Freiraum künstlerischen Schaffens“. Freilich müssen sie einigen Erfolg schon vorweisen können, um in den Genuss der renommiertesten deutschen Kunstförderung zu kommen. Doch das Akademie-Statut sagt auch, dass die Stipendiaten in ihrer künstlerischen Entwicklung noch offen sein müssen. Die Institutsleitung sorgt für Kontakte zur „Außenwelt“. Mehr als dreißig Veranstaltungen jährlich dienen diesem Zweck. Eingeladene Gäste können sich dann in Ausstellungen und  Konzerten oder bei Lesungen einen Eindruck von den Projekten begabter deutscher Künstler machen. Auch bestehen enge Beziehungen zu den anderen Akademien und Kulturinstitutionen in Rom. Aus der italienischen Kulturszene ist die Villa Massimo, das  Schaufenster deutscher Kultur, nicht mehr wegzudenken.

Foyer des Hautphauses der Villa Massimo in RomEin Haus für deutsche Künstler in Rom – das hat eine quälend lange Vorgeschichte. Schon im 18. und 19. Jahrhundert kursierten Akademie-Pläne, doch sie scheiterten regelmäßig an der engstirnigen, am monarchischen Prinzip orientierten Kleinstaaterei, die sich übergeordneten Vorhaben widersetzte. Wohl hatten einzelne deutsche Länder Künstlertreffpunkte in ihren diplomatischen Vertretungen eingerichtet, der entscheidende Schritt zu einer nationalen Institution aber unterblieb. Das änderte sich, als der Unternehmer, Kunstmäzen und Senator der Akademie der Künste, Eduard Arnhold (1849-1925), die Initiative ergriff, 1910 den vernachlässigten Weingarten Massimo erwarb und Künstlerateliers und eine große Villa darauf errichten ließ, um sie anschließend dem preußischen Staat einschließlich des Stiftungskapitals von 680.000 Reichsmark zu  schenken. Bereits 1913 konnte das Institut die ersten, von der Akademie der Künste in Berlin ausgewählten Stipendiaten aufnehmen. 1914 war das Bauprojekt abgeschlossen. Sein Architekt, Maximilian Zürcher (1868-1926), hat die über das Grundstück verteilten Gebäude harmonisch in die Parklandschaft eingebettet. Das nur zweistöckige Haupthaus erscheint älter, als es in Wirklichkeit ist. Das mag daran liegen, dass Zürcher sich offenbar bei seiner Frontgestaltung von der Fassade der Mitte des 16. Jahrhunderts erbauten Villa Giulia inspirieren ließ. Über dem Portal ließ er als Motto in den Gesimsfries meißeln:

INGENVAS TESTOR STVDIO QVO PROSEQVAR ARTES
„Ich rufe mir die edlen Künste zum Zeugen, für das Studium, welchem ich folgen werde“

Schon kurz nach ihrer Eröffnung musste die Akademie wieder schließen. Sie wurde 1915 konfisziert, nahm Kriegsverwundete auf und beherbergte eine Prothesenmanufaktur. Erst 1929 wurde sie wieder freigegeben. Nach dem 2. Weltkrieg stand sie unter alliierter Verwaltung. Zeitweilig quartierten sich Flüchtlinge ein. Als glückliche Fügung für den Fortbestand der Akademie erwies sich der Vorschlag der provisorischen Nachkriegsregierung Italiens, antifaschistischen und kommunistischen Künstlern, die im Widerstand aktiv gewesen waren, die Ateliers für eine symbolische Miete zu überlassen – mit der Folge, dass die Villa Massimo in den Jahren 1945 bis 1956 zu einem der bedeutendsten Zentren der italienischen Nachkriegsavangarde wurde. Nach der Wiedereröffnung unter deutscher Leitung kamen seit 1957 wieder deutsche Künstler in „ihr“ Haus in Rom, darunter die Schriftsteller Rudolf Hagelstange (1957), Hans Magnus Enzensberger (1959), Uwe Johnson (1962), Gabriele Wohmann (1967/68), Herta Müller (1991/92), die Tochter Martin Walsers, Johanna Walser (1993), Feridun Zaimoglu (2005), Durs Grünbein (2009). Hanna Cauer, die 1989 gestorbene Bildhauerin, wurde 1930 als erste Frau in die Villa Massimo eingeladen, im gleichen Jahr kam auch der Maler des Expressionismus, Karl Schmidt-Rottluff, 1932 der Maler Max Peiffer-Watenphul, der auf dem römischen Cimitero Acattolico 1976 seine letzte Ruhestätte fand und 1933 der große Architekt, Maler und Bühnenbildner Hans Poelzig. Horst Antes, der Schöpfer der „Kopffüßler“, verbrachte das Jahr 1962 hier, der Komponist Peter Kiesewetter die Jahre 1983 und erneut 1984/85.

Die Villa Massimo bietet Stipendiaten außerdem dreimonatige Aufenthalte in der Casa Baldi im Bergstädtchen Olevano Romano rund 50 km südöstlich von Rom an. In Olevano gibt es noch eine zweite Dependance, die Villa Serpentara. Auch sie wird von der Villa Massimo verwaltet und unterstützt Künstler drei Monate mit einer monatlichen Fördersumme von 1.500 Euro.





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