Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Geráki


Die 2.000-Seelen-Gemeinde liegt am östlichen Rand der an das Parnon-Gebirge heranreichenden fruchtbaren Evrotas-Ebene. Es gibt das moderne Städtchen mit einer Reihe sehenswerter, betagter Kirchen und eine gleichnamige mittelalterliche Siedlung auf einem Vorberg des Gebirgszuges, der wir einen Besuch abstatten wollen.

Peloponnes

Nur ist das nicht immer möglich. Denn das Gelände rund um die alte Siedlung ist umzäunt und das Tor kann geschlossen sein, weil die einzige Aufsichtsperson, die zugleich Führer durch das Gelände ist, einen Tag Urlaub hat oder erkrankt ist. Zum Glück findet man am Tor eine Telefonnummer und E-Mail-Adresse, über die sich in Erfahrung bringen lässt, wann die Ruinenstadt wieder besucht werden kann.

Doch zuvor noch ein kurzer Gang durch den modernen Ort mit seinen engen, verwinkelten Gassen, den ansehnlichen Steinhäusern und erstaunlich vielen, sehr alten Kirchen – vier aus byzantinischer Zeit, an die zwanzig aus fränkischer Zeit und danach und auch während der osmanischen Besetzung wurden wohl sechs Kirchen gebaut. Besonders hervorzuheben sind die Kreuzkuppelkirche Agios Sózon mit Fresken aus dem 13. Jahrhundert. Unter ihrer Apsis wurde die Apsis einer frühchristlichen Kirche entdeckt. Die Kirche der Panagía Evangelístria am Ortsrand ist die Älteste aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und die Größte ist die Kreuzkuppelkirche Agios Athanásios am Friedhof. Auch hier sind Fresken aus dem 13. Jahrhundert zu bewundern. Ebenso in der zweischiffigen Kirche Agios Nichólaos und die Saalkirche Agios Ioánnis Chrysóstomos hat gar zwei Schichten Fresken aus dem 13. bis 15. Jahrhundert auf ihren Mauern.

Man kann mit dem Auto bis an die Ruinenstadt in fast 600 m Höhe heranfahren. Etwa 2 km sind es vom Ort hierher. Dann geht es nur zu Fuß weiter über steile Sand- und Geröllwege, über holperige Steinstufen – nicht gerade einfaches Terrain für trittunsichere Besucher. Auf dem schmalen Plateau erwarten die Ausflügler nach mühsamen Aufstieg die Ruinen einer Festung, die innerhalb und außerhalb ihrer weitläufigen Anlage zahlreiche Bauten als Ruinen oder auch ganz passabel erhalten, aufweist und überdies eine phantastische Aussicht auf die vom Evrotas durchflossene lakonische Ebene bietet.

Die Befestigung des Bergrückens setzte gegen 1250 ein, in Auftrag gegeben von einem gewissen Guy de Nivelet, einem jener französischen Kreuzritter, denen nach dem 4. Kreuzzug u.a. die Peloponnes als Beute zugesprochen worden war. So entstand auf peloponnesischem Boden das Fürstentum Achaia, aufgeteilt in 12 Baronien, von denen eine Baronie an Guy de Nivelet fiel. Aber nur für kurze Zeit, denn die Byzantiner erstarkten schnell wieder und konnten einen Teil der Peloponnes zurückerobern, darunter Geráki. Die von der Burg beherrschte Siedlung auf dem Plateau und seinen Hängen entwickelte sich neben Mistrás zu einem bedeutenden mittelalterlichen Zentrum. Ihre Blütezeit endete abrupt in den 1460er Jahren nach der osmanischen Invasion unter Sultan Mehmed II. Der „Frankokratia“ folgte auf dem Fuß die „Turkokratia“, die bis zum griechischen Unabhängigkeitskrieg in den 1820er Jahren währte. Die Siedlung auf dem Berg wurde schon bald nach der Machtübernahme durch die Osmanen von ihren Einwohnern aufgegeben (nach anderer Darstellung deutlich später), die sich in die schon damals lange existierende Unterstadt, das heutige Städtchen Geráki, zurückzogen.

Nun zu den Kirchen am und auf dem Berg. Es sind überwiegend schlicht geratene, oft winzig und gedrungen wirkende Bauten, die unter Verwendung von Trümmern der hier einst gelegenen antiken Stadt Geronthrai entstanden wie die Kirche Agía Paraskeví.

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Agía Paraskeví

Sie liegt noch außerhalb der Umfassungsmauer. Man schätzt, dass sie im späten 13. Jahrhundert entstand. Ein Kreuzgewölbe überspannt den Innenraum, der mit Fresken ausgeschmückt ist: an der Nordmauer ist der Namensgeber, der heilige Paraskeví, verewigt und auf der Westwand ist der Stifter der Kirche mit einem Modell der Kirche in der Hand dargestellt. Wenige Schritte weiter liegt am Weg die Ruine der Demetrios-Kirche. Selbst die kläglichen Baureste zeigen noch gut erkennbare Gemälde von Maria und Jesus. Kurz vor dem Tor der Burgmauer liegt die Kirche Zoodochos Pigis, eine Saalkirche (besteht nur aus einem Raum), mit gut erhaltenen Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die u.a. Christi Geburt und die Himmelfahrt zeigen.

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Fresko an der Kirche Zoodochos Pigi

Ein Durchgang mit Rundbogen in der Umfassungsmauer führt auf den Burghof, der eine Fläche von annähernd 5.000 qm umfasst. Da er der Topographie des Geländes folgt, ist er unregelmäßig geformt. Einige bis zu 10 m hohe Mauerabschnitte aus Kalksandsteinen, verstärkt durch Mörtel und Bruchstücke von Tonziegeln, sind recht gut erhalten. Zum Teil sind sie mit Blendarkaden – angedeuteten Arkaden – versehen, tragen Zinnen und lassen auch noch den Wallgang erkennen. Auch Steinkonsolen an der Südmauer sind auszumachen. Auf ihnen lagerten vermutlich Holzplanken, auf denen sich die Verteidiger bewegten. Eindrucksvoll die Ecktürme! Gut erhalten ist der westliche, während der östliche teilweise kollabiert ist. Bogenförmige Öffnungen als Schießscharten sind sichtbar.

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Festungsmauer mit Ecktürmen

Im Burghof herrscht ein ziemliches Durcheinander an schwer zu deutenden Ruinen und Fundamenten. Manche werden durch Infotafeln erläutert wie z. B. die zwei Zisternen und die ehemalige Bischofskirche aus dem 13. Jahrhundert, die das Gelände innerhalb der Burgmauern beherrscht. Diese dem hlg. Georg geweihte Agios Geórgios-Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit Narthex, einer schmalen Vorhalle, wie sie typisch ist für byzantinische Basiliken. Es gibt reichen Freskenschmuck aus dem 13. und vom Anfang des 14. Jahrhunderts zu bestaunen. Peloponnes

Agios Geórgios





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