Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Gýthio


Keine Frage, das 8.000-Einwohner-Städtchen in einer Bucht am Golf von Lakonien mit Yachtstation, Fischereihafen und Fähranleger, einladender Promenade und abwechslungsreicher Gastronomie, zieht mühelos Besucher an – Einheimische in erster Linie und so manche europäischen Urlauber, die es sich nach kräftezehrender Tour durch die karge Mani hier gutgehen lassen.

Peloponnes

Blick von Kranai auf die Stadt

Das kulinarische Angebot vor Ort hat für jeden Gaumen die richtige Antwort und in der Regel spielt sich das mittägliche oder abendliche Geschehen auf der Promenade am Meeresufer ab mit den pittoresken Häuserfronten im Hintergrund. Sie sind eine Besonderheit des Städtchens: klassizistische Gebäude – an die einhundert sollen es sein. Auch der deutsch-griechische Architekt Ernst Ziller trug dazu bei. In den Jahrzehnten zwischen 1870 und 1914 hat er in Griechenland rund 500 private und öffentliche Gebäude entworfen, darunter in Gýthio das Rathaus und das Mädchengymnasium. Die Häuser mit ihren klassizistischen Fassaden reihen sich malerisch am Berghang auf mit unverstelltem Blick auf den königsblauen Lakonischen Golf und oft sind sie nur über lange, steile Treppen zu erreichen.

Gýthio kann keine nennenswerten Altertümer vorweisen, aber ein Relikt aus der Antike wurde dann doch noch gefunden: ein kleines, an einen Hang angelehntes römisches Theater, etwas vernachlässigt, am Stadtrand gelegen, Schilder weisen den Weg dorthin.

Peloponnes Sozusagen vor der Haustür des Städtchens liegt eine winzige Insel, die einst eine echte Insel war, bis sie durch eine Mole mit dem Ufer verbunden wurde und nun trockenen Fußes zu erreichen ist. Es lohnt sich, am Ufer entlang dorthin zu spazieren und das Stadtpanorama aus einem anderen Blickwinkel zu genießen. Marathonisi („Fenchelinsel“) wird das kleine Eiland genannt oder auch Kranai und dieser Name führt in eine legendengesättigte Vergangenheit zurück, denn Kranai kommt von griech. Kranos = Helm, den Paris, Sohn des trojanischen Königs Priamos und Liebhaber der schönen Helena auf der Insel vergaß. Kranai war ihr erster Zufluchtsort, wo die Liebenden eine Nacht verbrachten, ehe sie nach Troja weiter flohen. Doch Helena war mit dem spartanischen König Menelaos verheiratet. Der „Raub“ der Schönen löste – so die Legende – den Trojanischen Krieg aus. Am Rand der Insel reckt sich ein 22 m hoher Leuchtturm in die Höhe, der heute unter der Kontrolle der griechischen Kriegsmarine steht. Er wurde 1873 errichtet, wie es heißt, aus Marmor vom Akrotíri Ténaro, der Südspitze der Mani-Halbinsel. Sehens- und besuchenswert ist auch der burgähnliche Komplex, den 1829 die Familie Tzannetakis-Grigorakis errichten ließ. Seit 1989 ist hinter ihren massiven Mauern das Historisch-Ethnologische Museum der Mani untergebracht.

Peloponnes

Museum von Kranai

Gythio rühmt sich seiner hervorragenden Infrastruktur und versteht sich als Zentrum einer touristisch hochentwickelten Region mit ansehnlichen Hotels, Ferienwohnungen, Villen und Campingplätzen sowie kilometerlangen Sandstränden wie etwa bei Mavrovouni, Selenitsa, in der Bucht von Skoutari oder Valtaki im Norden, wobei letzterer noch etwas besonderes zu bieten hat, liegt hier doch das verrostete Schiffswrack der „Dimitrio“ seit Jahren im Flachwasser. 1981 hatte es sich bei Sturm von seiner Ankerkette losgerissen und konnte nicht mehr gerettet werden.

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Valtaki-Strand mit Wrack "Dimitrio"

Vermutlich gab es in früher Zeit in Gýthio eine Art Niederlassung der Phönizier, die mit den Einheimischen Geschäfte mit der hochgeschätzten Farbe Purpur machten. Sie wurde aus einem Drüsensekret der im Mittelmeer heimischen Purpurschnecke gewonnen. Später, ab dem 6. Jahrh. v. Chr., wurde Gýthio von Sparta als Hafen und Arsenal genutzt. Das Hafenbecken wurde vertieft und befestigt und Schiffswerften angelegt. Der ewige Rivale Athen überfiel die Stadt Mitte des 5. Jahrhunderts und erneut Jahrzehnte später. Und auch nach dem Überfall des Makedonen Philipp V. wurde der zerstörte Ort umgehend wieder aufgebaut. Im Jahre 195 wurde Gýthio römisch und es begann eine Blütezeit. Die Stadt nannte sich nun lat. Gythium. Besonders boomte der Export von rotem Marmor und Eichenholz. Mit der Verlegung der Hauptstadt des Römischen Reiches nach Konstantinopel veränderten sich auch die Handelsströme. Gythio verlor seit dem 4. Jahrh. zunehmend an Bedeutung. Auch ein schweres Seebeben in dieser Zeit beschleunigte den Niedergang. Hinzu kamen Überfälle durch die Goten und nicht immer friedliche Begegnungen mit den einwandernden Slawen. Die osmanische Epoche war anfangs bedrückend, besserte sich aber, als die mit den Osmanen zusammenarbeitende Familie Grigorakis hier sesshaft wurde. So wurde Tzanet Grigorakis von den Osmanen als Bey auf der Mani eingesetzt und hielt diese Funktion von 1782 bis 1798 inne. Das Wirken der Grigorakis-Familie beschleunigte die Entwicklung des Städtchens. 1820 wurden rund 100 Häuser gezählt, Nach dem Ende des Griechischen Befreiungskampfes, der bis 1829 tobte, lebten bereits 674 Einwohner im Ort, 1889 waren es schon 3.686, heute etwa 8.000.





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