Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Pylos und die nähere Umgebung

Das hübsche Städtchen liegt auf dem messenischen „Finger“ an den Ufern des Ionischen Meeres in einer der schönsten griechischen Küstenlandschaften. Seine weißgetünchten, properen Häuser verteilen sich über einen sanften Hang und blicken hinab auf die glitzernde Fläche der Navarino-Bucht, Schauplatz folgenschwerer Flottengefechte der Vergangenheit. An langen Stegen haben unzählige Motorboote, Segler und eine Handvoll Yachten festgemacht. Gleich neben der Hafenpromenade liegt Pylos` kleiner, quirliger Hauptplatz, die Platía, mit Geschäften und Cafès, beschattet von alten Platanen, von Araukarien, Palmen und ein feierliches Ehrenmal gedenkt der Sieger in der Navarino-Bucht.

Pylos

Ein Aquädukt am oberen Hang erinnert an die lange Herrschaft der Osmanen. Die steinerne Wasserleitung entstand auf Anordnung des osmanischen Sultans Murad IV. (1623-1640) und diente der Versorgung der 1572/73 von den Türken errichteten Verteidigungsanlage Niókastro am Ortsrand von Pylos. Es war ein solides Bauwerk, das erst im Jahr 1907 durch eine moderne Wasserleitung ersetzt wurde. Danach verfiel es zusehends bis 2015 die Aufsichtsbehörde für Altertümer Messeniens eine umfassende Restaurierung der Anlage vornahm. Dabei wurden die noch erhaltenen 63 Bögen von Pflanzen und späteren Anbauten befreit, das Ziegelstein/Natursteingemäuer repariert und mit Titanklammern verstärkt.

Pylos 1499/1500 hatten sich die Osmanen in diesem Teil der Peloponnes festgesetzt. Ihre Vorgänger, die Venezianer, hatten kapituliert, lieferten sich aber mit den Truppen der osmanischen Sultane in den folgenden Jahrhunderten unzählige Gefechte um die Vorherrschaft in der Region. Erst der Griechische Unabhängigkeitskrieg in den 1820er Jahren beendete die langen Phasen der Fremdherrschaft. Vor den Osmanen hatten sich die christlichen Nutznießer der 4. Kreuzzugs in der Gegend festgesetzt, haderten miteinander, bekriegten sich, setzten Söldnerheere ein, verkauften gar Pylos.
Blickt man weiter zurück bis an die Anfänge, stößt man auf mykenische Spuren, später auf die detaillierten Erzählungen des Thukydides, der in seiner Geschichte des Peloponnesischen Krieges Pylos ein Denkmal setzt (mit der ersten großen Seeschlacht in der Navarino-Bucht). Pylos befreite sich vom spartanischen Joch, wurde Teil des freien Messenien.

Niókastro, das zweite historische Bauwerk am Ortsrand von Pylos, ist eine noch heute stark beeindruckende Verteidigungsanlage. Sie ist in einem guten Zustand. Ihre Besucher werden umsichtig geleitet und bestens informiert.
Die „Neue Burg“ entstand 1572/73, nachdem die Osmanen die nördliche Einfahrt in die strategisch bedeutsame Navarino-Bucht durch versenkte Schiffe blockiert haten. Aufgabe der neuen Festung sollte es sein, die südliche Einfahrt in die Bucht zu sichern. Den Bau veranlasste der osmanische Kapudan Paşa Uluç Ali Reis, ein geborener Italiener aus Le Castella in Kalabrien, der als 17jähriger von Osmanen gekidnappt wurde, Galeerensträfling war, zum Islam konvertierte, sich sehr erfolgreich der Piraterie verschrieb und schließlich Karriere in der osmanischen Kriegsmarine machte, in der er bis zum Kapudan Paşa (Großadmiral) aufstieg – ein in der damaligen Zeit durchaus nicht ungewöhnlicher Werdegang.

Pylos Nicht nur die Venezianer bemächtigten sich vorübergehend der Burg, um sie wieder an die Osmanen zu verlieren, auch russische Kämpfer nahmen sie 1770 im Verlauf des russisch-türkischen Krieges für kurze Zeit ein. Am besten illustriert die Kirche auf dem Burggelände den häufigen Wechsel der Besatzung und vielleicht ist sie deshalb so gut erhalten. Sie entstand 1573 unter Sultan Murad III. ursprünglich als Moschee, wurde ab 1686 während der „venezianischen Epoche“ in eine katholische Kirche verwandelt und 1715, nach dem Ende des venezianischen Intermezzos, wieder in eine Moschee. 1821-25 diente sie als griechisch-orthodoxe Kirche und bis 1828 war sie Versammlungsort der Gläubigen des osmanisch-ägyptischen Heerführers Ibrahim Paşa. Seit die französischen Befreier ab 1828 die Szene beherrschten, ist die einstige Moschee in Händen der orthodoxen Kirche und der Verklärung Jesu des Erlösers geweiht.
Beim Bau der Burg hatte man neue Erkenntnisse der Militärtechnik umgesetzt. So wurden wegen der Wirkung der Geschosse neuzeitlicher Pulvergeschütze die Mauern relativ niedrig aber massiv gebaut. Sie wurden abgeschrägt, um die Kugeln abzulenken und mit viel Sand hinterfüttert. Zudem wurden Bastionen errichtet, die es erlaubten, die Flanken mit Geschützfeuer zu bestreichen und Angreifer ins Kreuzfeuer zu nehmen.

Pylos Die Burgmauern umschließen einen großen Innenhof und das Sechseck der sog. Akropolis auf dem höchsten Punkt der Anlage. Diese wird zusätzlich durch einen Trockengraben geschützt und durch fünf Bastionen, die rund 60 Kanonen in ihren Brustwehren platziert hatten. Von der Akropolis führt die „Megali Verga“ genannte imposante Südmauer zur „Evdomo-Bastion“, die gemeinsam mit der „Santa Maria-Bastion“ die Einfahrt zur Navarino-Bucht unter Feuer nehmen konnte.
Unter den Arkaden der Akropolis befassen sich Schautafeln, Fotos und Texte mit Unterwasserarchäologie wie auch an zwei anderen Standorten im Gelände. Auch sind digitale Darstellungen geplant und ein neues hochinteressantes Zuhause fand das Archäologische Museum von Pylos im Schutz der Mauern.





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