Streifzüge durch die südliche Peloponnes

Die Mani-Halbinsel: Durch die Innere Mani ans „Ende der Welt“

Man spricht auch von der „tiefen“ Mani. Zu großen Teilen ist sie eine kahle, felsige Trutzburg mit steilen Hängen und nur wenigen sanften Küstenbuchten. Hier, so wurde berichtet, war fruchtbarer Boden so rar, „dass die Bewohner sich gegenseitig die Erde von den steinigen Feldern stahlen“ und die Besitzlosen sich als schlecht bezahlte Erntehelfer in Messenien oder auf Zakynthos verdingen mussten, um über den nächsten Winter zu kommen. Selbst die zähen Olivenbäume haben es hier nicht leicht, dagegen gedeihen die stacheligen Opuntien prächtig und das häufig anzutreffende derbe Macchiengebüsch gibt sich mit wenig Erde zufrieden.

Es war eine bizarre Gesellschaft, die in früheren Zeiten das Leben auf der Mani prägte: an ihrer Spitze kriegerisch gestimmte Clans, selbsternannte Feudalherren mit eigenwilligen Vorlieben, gnadenlose Piratengeschlechter und leidlich angepasste Flüchtlinge von überall her, darunter viele aus der osmanischen Armee desertierte Albaner, dazu Söldner in großer Zahl und dubiose Glücksritter – Rivalen sie alle, die sich in ihren Dörfern in Wehrtürmen gegeneinander verschanzten und ihre Grundstücke mit unüberwindbaren Barrieren aus wuchernden Opuntien sicherten. Da eine ordnende Staatlichkeit fehlte, an ihrer Stelle strenge Ehrbegriffe und Rituale bestimmend waren, verstärkten sich Rivalitäten, woraus sich Fehden und Rachegelüste entwickelten, deren Opfer man in Klageliedern, den berühmten, zumeist von Frauen vorgetragenen Mirologia, betrauerte.

Stolz erklärten sich die Manioten zu Nachfahren der Spartaner. Dabei waren sie „in Wirklichkeit aus allen bedrängten Ecken und Winkeln der Ägäis und Kleinasiens zusammengewürfelt“. Zu berücksichtigen sind auch die Einwanderungswellen von Slawen während der Völkerwanderungszeit im 6. und 7. Jahrhundert und der permanente Zuzug von albanischen Bauern und Schafzüchtern aus dem nördlichen Epirus. Viele Kreter flüchteten auf die Mani, nachdem ihre Heimatinsel in die Hände der Türken gefallen war und Einwohner aus Mistras brachten sich nach dem Fall ihrer Stadt auf der Mani in Sicherheit. So war sie über viele Jahrhunderte ein Fluchtziel und Rückzugsgebiet von erheblicher Bedeutung, das nie von fremden Mächten vollständig erobert und beherrscht wurde.

Itilo ist der erste wichtige Anlaufpunkt in der Mésa Mani. Homer erwähnt ihn in der Ilias als Oitylos. Später war er verschrien als Hochburg der Piraterie und des Sklavenhandels. Der Ort hoch über der fjordartigen Bucht wurde reich durch den Handel mit gefangenen Muslimen, die man an christliche Abnehmer veräußerte und ebenso gewinnbringend war der Verkauf gefangener Christen an Muslime. Das Ortsbild scheint den einstigen, auf gewissenlose, aber zeitgemäße Weise errungenen Wohlstand widerzuspiegeln. In seinem Roman „Der Archipel in Flammen“, der teilweise in Itilo spielt, schildert Jules Verne das Geschäft der maniotischen Piraten.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Blick von Itilo auf die gleichnamige Bucht

Noch in anderer Hinsicht sorgte Itilo für Aufsehen, kam es doch hier zum ersten Massenexodus aus der Mani. Nachdem die europäischen Mächte, allen voran Venedig, die Manioten wiederholt zum Aufstand gegen die Türken angestachelt hatten, sie aber immer dann im Stich ließen, wenn sie Unterstützung benötigten, wurden die Manioten regelmäßig Opfer osmanischer Vergeltungsschläge – ein auf Dauer untragbarer Zustand. Die angestammte Heimat für immer zu verlassen, bot sich als schmerzlicher Ausweg an. Zunächst fand Itilos Iatrani-Clan in der Toscana ein neues Zuhause, andere Großfamilien setzten sich nach Apulien ab und der Stephanópoli-Clan ließ sich unter Mitnahme von Ikonen und Kirchenglocken 1676 in Korsika nieder.

Peloponnes, Mani-Halbinsel
Von Itilo nur durch die Mylolangado-Schlucht getrennt, entstand 1669 die Garnisonsfestung Kelefá auf Drängen der osmanischen Führung. Weiter in den Süden der Mésa Mani drangen ihre Truppen nicht vor. 500 Mann wurden hier stationiert. Der Standort war gut gewählt, konnte man doch von hier aus alle Bewegungen zwischen der Inneren und Äußeren Mali kontrollieren und den westlichen Ausgang des sehr wichtigen Passes von Githio nach Areópolis überwachen. Jeder Versuch Venedigs, in die Bucht von Itilo einzulaufen, wäre entdeckt worden, auch konnte man jetzt dem schwunghaften Handel der Piraten-Clans von Itilo mit muslimischen Sklaven einen Riegel vorschieben. 1685 attackierten die Manioten die Burg, unterstützt von einer venezianischen Flotte unter dem Kommando des bewährten Haudegens Francesco Morosini. Bis 1715 konnten die Venezianer die Burg halten, dann fiel sie wieder in osmanische Hände, wurde aber gegen 1780 aufgegeben und dämmert seitdem vor sich hin.

Fährt man vom hoch auf dem Hang thronenden Itilo in langen Serpentinen, die herrliche Ausblicke bieten, hinunter zum Meer Richtung Karavostási und Néo Itilo (beides nette, kleine Ferienorte), passiert man auf halber Strecke eine unscheinbare Abzweigung, die zum Dekoúlou-Kloster führt. Es ist nicht ganz sicher, wann das Kloster errichtet wurde, vermutlich geschah das Mitte des 18. Jahrhunderts. Jedenfalls, das ist gewiss, stammt die reichhaltige Freskendekoration der Klosterkirche aus dem Jahr 1765 und ihr Urheber war Anagiostes Demangeleas, ein lokaler Künstler aus Koutiphári, dem heutigen Thalámes. Es überrascht, wie figuren- und themenreich sich das Bilderprogramm präsentiert. Dicht an dicht sind die Kirchenwände mit Darstellungen von Heiligen und Märtyrern, Szenen aus dem Alten und Neuen Testament bedeckt. Das Jüngste Gericht ist darunter, die Kreuzigung, ein leerer Thron mit den Symbolen der Leidensgeschichte (Kreuz, Spieß, Schwamm) und selbst Arius, der „Häretiker“, tritt auf, der die arianische Glaubensrichtung gründete und hier von einem Ungeheuer verschlungen wird. Die Fresken sind in einem erstaunlich gutem Zustand, da das Fehlen von Fenstern die Wände trocken hielt. Auch die Ikonostasis ist ein geschnitztes und vergoldetes (?) Meisterwerk, das es in dieser Pracht auf der Mani kein zweites Mal gibt.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Dekoúlou-Kloster

Das Kloster kann auch mit einer kleinen politischen Episode aufwarten. Hier trafen sich 1770 russische Emissäre im Auftrag der deutschstämmigen Zarin Katharina d. Gr. mit maniotischen Anführern, um über einen Aufstand gegen die Osmanen zu beratschlagen. Auf russischer Seite waren anwesend die drei Brüder Grigori (er war der Vertraute und Liebhaber der Zarin), Fjodor und Alexej Orlow. Die Rebellion, die als sog. Orlow-Revolte in die Geschichte einging, war anfänglich erfolgreich, dann wendete sich das Blatt und das Unternehmen scheiterte.

Nächste Station ist das winzige, aber sehr prominente Liméni auf schmalem Felsgrund unmittelbar am Ufer der Itilo-Bucht. Liméni war der Hafen des benachbarten Städtchens Areópolis. Ein romantischer Flecken mit vielen hier ankernden Fischerbooten und Yachten und den für die Mani typischen Steinbauten. Der Ort ist bekannt für seine gute Gastronomie und hier vor allem die vielgelobte Fischküche. Unter Einheimischen genießt das Dorf als Geburtsort und Begräbnisplatz des maniotischen Nationalhelden Pétro Mavromichális besondere Wertschätzung. Er war es, der die Weichen für den erfolgreichen Befreiungskrieg gegen die Osmanen in den 1820er Jahren stellte. Das Anwesen der Familie hat den charakteristischen Aufbau feudaler Mani-Häuser: neben dem Turmhaus erhebt sich ein langgestrecktes Wohnhaus, daneben ein Flachbau für das Vieh.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Liméni

Oberhalb der Bucht breitet sich auf einer Hochebene das Städtchen Areópolis aus, das mit rund 1.000 Einwohnern für maniotische Verhältnisse schon ein großer Ort ist. Bestimmte Verwaltungsfunktionen werden hier wahrgenommen und von hier aus wird auch das weitere Umfeld mit Waren und Dienstleistungen versorgt. Dank ihrer restaurierten Wohntürme, die zum Teil als originelle Hotels genutzt werden, vieler alter Steinhäuser, enger Gassen, kopfsteingepflasterter Straßen und sehenswerter Kirchen steht das Städtchen unter Denkmalschutz. Die zentrale Platia mit Wochenmarkt an jedem Sonnabend und einladenden Tavernen ist das lebendige Zentrum der Gemeinde. Ein martialisches Denkmal zeigt den Helden Pétros Mavromichális und ruft den Freiheitskampf in Erinnerung. Nicht weit von hier, geradeaus der Straße folgend, erreicht man die Kirche Agii Taxiárchi auf dem Platz des 17. März 1821, jenem Tag, an dem hier an diesem Ort der heldenhafte Pétros die vereinten Manioten zum Kampf gegen die Osmanen aufrief und die Fahne der Mani hisste – ein blaues Kreuz auf weißem Grund, beschriftet mit der Losung „Sieg oder Tod“.

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Areópolis

Wer ein Faible für die Unterwelt hat, wird rund ein Dutzend Kilometer südlich von Areópolis fündig. Nicht weniger als das längste Höhlensystem Griechenlands mit rund 15 km, ein Labyrinth von Wasserhöhlen voller Stalagmiten und Stalaktiten, erwartet die Besucher. Die an der Küste gelegenen Höhlen von Pírgos Diroú teilen sich in einzelne Höhlen auf, die leider nicht jeder Zeit mit Kähnen befahren werden können, weil die wissenschaftliche Forschung hier noch nicht abgeschlossen ist. Man hat Funde aus der Jungsteinzeit (etwa ab 7.000 v. Chr.) gemacht wie Schmuck, Steinwerkzeuge, menschliche Knochen. Auch wurden in dem weitläufigen Höhlensystem Siedlungs- und Arbeitsplätze entdeckt, Waffen und selbst Felszeichnungen. Das Wasser, auf dem sich die Kähne bewegen, stammt von einem unterirdischen Fluss, der sich in zwei Parallelarme teilt und ins Meer mündet.

Wenige Kilometer weiter wartet ein nächstes Highlight. Charoúda heißt der Ort, dessen sehenswerte Kirche den Taxiarchen gewidmet ist, den Erzengeln Michael und Gabriel. Sie gilt als eine der größten und schönsten alten Kirchen der Mani. Die viersäulige Kreuzkuppelkirche stammt aus dem 11. Jahrhundert. Eine Inschrift an der Südseite des Narthex verweist auf einen Michael Kardiános, der verantwortlich war für die Renovierung der Kirche in den Jahren 1371/72. Nicht so recht ins Bild passen will der Glockenstuhl, der aus weißen Hausteinen im 19. Jahrhundert über der Westfassade errichtet wurde. Mit Ziegeln eingefasste Quadersteine (eine für die Gegend typische Bauweise) bilden das Mauerwerk im oberen Teil des Gebäudes, im unteren hat man mehrfach antike Marmorblöcke verwendet wie auch andere Spolien zu sehen sind. Zwischen beiden Wandteilen verläuft ein Band mit Zahnschnittmuster um den Bau herum. Besonders schön sind die Reliefs an der Mauer und die reliefierten Marmorbalken am Hauptportal der Westfassade. Eine Rarität auf der Mani ist der ungewöhnlich gestaltete Tambour, das Verbindungsstück zwischen Dach und Kuppel. Er ist ungewöhnlich hoch geraten, achteckig und weist acht mit zwei Ziegelreihen überwölbte Fenster auf mit seitlichen zierlichen Säulchen.
Einige Fresken stammen aus der Zeit der Renovierung, die Mehrheit ist deutlich später entstanden.

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Kirche in Charoúda

Erstaunlich ist die große Zahl alter Kirchen, kleine und kleinste, in den Dörfern und Felsregionen – ein tröstlicher Anblick, der das herbe Landschaftsbild mildert. Dabei legten die Manioten keine Eile an den Tag, als die neue Religion vor der Tür stand. Zu sehr waren sie der alten Götterwelt verbunden, zumal hier der Poseidon-Kult blühte und der Eingang zur Unterwelt vermutet wurde. Byzanz` Kaiser Basileios I. unternahm im neunten Jahrhundert energische Schritte, um die neue Religion auch auf der sich sträubenden südlichen Peloponnes zu etablieren. Eine besondere Rolle übernahm dabei der byzantinische Mönch Nikon,der „Büßer“. Er zog, unermüdlich predigend, durch die Lande, vom Pontus nach Kreta, nach Athen, Euboea, schließlich auf die Peloponnes, wo er sich den ewigen Verweigerern auf der Mani widmete und auch bald erste Erfolge verzeichnen konnte. Doch die Bekehrung zog sich hin und war erst im 11. Jahrhundert bis in die letzten Winkel der Mani vorgedrungen – an die tausend Jahre nach Gründung der ersten christlichen Gemeinschaften!

Auf den Spuren alter Kirchen geht die Fahrt, begleitet von den Berghängen des Sangiás zur Linken, in den Süden der Mani. Vámvaka beherbergt mit Agii Theódori eine der „schönsten und charakteristischsten Kirchen der Mani“, die laut Inschrift im Jahre 1075 erbaut wurde. Ähnliche architektonische Merkmale (nämlich die Fortsetzung des Mittelschiffgewölbes in den Narthex) wie die Agii Theódori weist die Agía Varvára in Erimos auf. Es ist eine zweisäulige, gut erhaltene Kreuzkuppelkirche aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

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Mézapos mit der Halbinsel Tigáni im Hintergrund

Abseits der Hauptstraße liegt das kleine Fischernest Mézapos mit winzigem Hafen, dem einzigen neben Geroliménas an der Westküste. Gut zu überblicken ist von hier die eigenartig geformte Halbinsel Tigáni, ein raues, steiniges Gelände, das früher offenbar besiedelt war, wie aus den Ruinen einer frühchristlichen Basilika und einer Festung, die man Maina nennt, geschlossen werden kann. Ein paar Kilometer weiter liegt die kleine Ortschaft Káto Gardenítsa, die bekannt ist für ihre Kirche Agios Sotír. Sie weist eine Besonderheit auf: einen Exonarthex d. i. eine Vorhalle mit Glockenstuhl darauf und seitlichen Arkaden. Die Sotír stammt aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts.

Kítta, das Dorf mit den vielen Turmhäusern, daher auch „Polypyrgos“ gerufen, kann auch mit sehenswerten Kirchen aufwarten wie der Agii Asómati. Sie ist die älteste Kreuzkuppelkirche der Mani und entstand Ende des 9. oder Anfang des 10. Jahrhunderts. Auch die Tourlotí lohnt den Besuch, eine ausgewogen proportionierte und sehr sorgfältig bearbeitete Kirche, versehen mit auffälligen antiken Marmorplatten und Keramikschmuck.

Gegenüber Kitta wölbt sich eine ansehnliche Landmasse aus der Küstenlinie in den Messenischen Golf. Cavo Grosso wird die Halbinsel genannt. Kleine Siedlungen, schüttere Olivenbäume und Steine über Steine, steile Abbruchkanten und tiefe Risse prägen die Landschaft, die vor Zeiten, so jedenfalls alte Reiseberichte, ein fruchtbares Fleckchen gewesen sein soll, wo man Getreide anbaute. Kéria ist ein Dorf im Süden der Halbinsel, bekannt für seine Agios Ioánnis-Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Ein ungewöhnlicher Anblick aufgrund der überreichen Nutzung von Spolien (das sind wiederverwendete Bauteile wie Balken, Säulen, Quader u.a.) an den Außenwänden, darunter neben byzantinischen viele antiken Ursprungs. Selbst römische Grabsteine fanden Verwendung in der Kirchenwand. Agios Stratigós in Ano Boularií zählt zu den ältesten Kirchen der Mani. Vermutlich reichen ihre Anfänge in das beginnende 11. Jahrhundert zurück. Wie bei der Sotír in Gardenítsa ist auch dieser Kirche eine Vorhalle dem Narthex vorgelagert. Die Stratigós macht einen sehr ursprünglichen Eindruck mit den einfachen Steinplatten auf den Dächern, der asymmetrischen Kuppelkonstruktion, dem Mangel an Fenstern, die das Kircheninnere im Dunkeln lassen.

Die Hauptstraße passiert nun den kleinen Fischerhafen Geroliménas, eine Siedlung aus dem 19. Jahrhundert, die nichts Interessantes zu bieten hat. Hier trinkt man einen Cafè und nimmt einen Imbiss zu sich, um dann das etwa 10 km entfernte Váthia anzusteuern, wohl die Hauptattraktion der Mani.

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Vathia

Schon aus großer Entfernung zeigt sich Váthias Skyline, festungsartig die Wehr- und Wohntürme, dicht aufgestellt auf dem Buckel eines Hügels, abweisend, drohend. Man hat vergeblich versucht, den Verfall dieses einmaligen Ensembles an turmartigen Herrenhäusern aufzuhalten. Nur wenige von ihnen wurden professionell restauriert und werden mehr oder weniger regelmäßig genutzt. Was passiert, wenn die Turmhäuser unbewohnt und ungepflegt bleiben, wird Besuchern drastisch vor Augen geführt: die Holzdecken zwischen den Stockwerken vermodern und die darauf liegenden Steinplatten bringen durch ihr Gewicht die Decke zum Einsturz. Dabei werden andere schon instabile Decken mitgerissen. Das Innere wird zum Trümmerhaufen und gefährdet ist dann auch die Stabilität der Außenmauern.

Peloponnes, Mani-Halbinsel
Diese sind ungewöhnlich dick – bis zu einem Meter! Sie bestehen aus Bruchsteinen d. i. unregelmäßig geformtes Felsgestein, dessen Flächen unbearbeitet bleiben und oft scharfe Kanten aufweisen. Dagegen werden die Turmecken mit sorgfältig bearbeiteten Quadern versehen. Die Zugänge zu den Türmen sind niedrig und schmal und Fensteröffnungen, wenn es sie überhaupt gibt, winzig. In der Regel haben die maniotischen Turmhäuser drei oder vier Stockwerke, die jeweils nur aus einem einzigen Raum bestehen. Untereinander sind sie durch Leitern verbunden. Die Türme sind hoch, bis zu 20 Meter, doch ihre Grundfläche ist relativ klein und übertrifft selten sechs bis sieben Meter im Quadrat. Die Mauer der obersten Plattform zeigt oft Zinnen und weist diesen Platz als Kampfplatz mit Schutzbrüstung aus. Als die Lebensumstände friedlicher wurden und die Türme nur noch Wohnzwecken dienten, baute man sie niedriger und vergrößerte die Tür- und Fensteröffnungen.

Doch meistens herrschte Unfrieden. Und die Türme waren ein Machtsymbol. Sie dokumentierten den Einfluss einer Familie. Und widerspiegelten zugleich deren dauernde Kampflust, den Tapferkeitskult, rigorose Abschottung, gesellschaftliche Stagnation, Rivalität bis zur Vendetta. Die berüchtigte Blutrache hatte hier ihren Ausgangspunkt.

Peloponnes, Mani-Halbinsel

Marmari und seine Strände

Es sind jetzt noch rund zwölf Kilometer bis ans „Ende der Welt“, wie Kap Matapan gerne genannt wird. Vorher ein kurzer Abstecher nach Marmari mit schönen Stränden und sandigen Buchten wie Psilí Ammos und Mésa Pigádi, wo man auch angenehme Quartiere findet und eine gut bewirtschaftete Taverne. Die Griechen nennen die Landspitze gegenüber Libyen nicht Kap Matapan sondern Akrotírio Ténaro. Sie ist der südlichste Punkt der Balkanhalbinsel. Die Straße ist nicht mehr so flott wie bisher zu befahren, aber sie führt zuverlässig zum letzten Ort vor dem Libyschen Meer, nach Kokkinogía, einer Ansammlung weniger Häuser, darunter ein passables Restaurant, von dem aus die meisten Wanderer zur Landspitze mit dem Leuchtturm aufbrechen. Er wurde 1883 erbaut, zunächst betrieben mit Petroleum, ab 1950 mit Strom und seit 1984 ist die Sonne seine Energiequelle. Er wird automatisch betrieben. Einen Leuchtturmwärter gibt es nicht mehr. Man benötigt etwa eine dreiviertel bis eine Stunde für den ziemlich rauen Weg. Feste Schuhe sind angesagt, Kopfbedeckung und ausreichend Wasser.

An einer kleinen Bucht mit dem Namen Porto Sternes liegt eine Grotte, nach antiker Überlieferung der Eingang zur Unterwelt, zum Reich des Hades, wo die Seelen der Verstorbenen dahinvegetieren, bewacht von dem dreiköpfigen Höllenhund Kerberos. An einer anderen Bucht vermutet man den Standort des Heiligtums des Poseidon Tenarios, einer bedeutenden Kultstätte in der Antike. Die kleine Kirchenruine Agii Asómati könnte aus Steinen der Kultstätte erbaut worden sein.





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