Aufstieg und Niedergang einer Stadt
Messene ist von einer Mauer umgeben, die in ihrem gesamten Umfang aus Stein gebaut wurde. Sie ist mit Türmen und Verteidigungsstellungen ausgestattet. Ich kenne nicht die Mauern von Babylon oder die Mauern des Memnon im persischen Susa, noch sind mir Erzählungen von irgendwelchen Augenzeugen bekannt; aber die Mauern von Ambrossos in Phokis, in Byzanz und Rhodos – alles sehr stark befestigte Orte – halten einem Vergleich mit den messenischen Mauern nicht Stand.
Nicht weniger zügig ging die Errichtung der Sakral- und Profanbauten der neuen Metropole vonstatten. Man hielt sich dabei an das „hippodamische System“, so benannt nach Hippodamos von Milet, der im 5. Jahrhundert nach älteren orientalischen Vorbildern eine auf dem rechtwinkligen Rastersystem beruhende Siedlungsform kreiert hatte. So zeigten die Neugründungen der Hafenstadt Piraeus und von Thurioi am Golf von Tarent / Unteritalien seine Handschrift wie auch die Stadtgrundrisse von Olynth auf der Chalkidiki, Priene in westlichen Kleinasien und Alexandria in Ägypten. Nach wenigen Jahrzehnten einer enormen Aufbauleistung sprach man unter Griechen bewundernd von der „schönsten Stadt“ des Landes.
Messene wechselte je nach Opportunität von einem Staatenbund zum nächsten, gehörte auch dem unter makedonischer Hegemonie stehendem Korinthischen Bund an und arbeitete derweil mit aller Kraft an der Mehrung seines Reichtums. Dessen Quelle war die intensiv betriebene Landwirtschaft auf den fruchtbaren Böden Messeniens. Das makedonische Zwischenspiel endete 146 v. Chr., als sich das Römische Reich Griechenland als Provinz einverleibte. Römische Gottheiten und von den kosmopolitisch gestimmten Römern übernommene ägyptische Göttergestalten hielten Einzug in Messene. Reiche Römer ließen sich luxuriöse Villen errichten und im Stadion maßen nicht mehr Athleten ihre Kräfte, Gladiatoren waren jetzt die Stars der öffentlichen Belustigungen. Den Alteingesessenen ging es schlecht. Ihre Steuerlast war enorm. Dazu kamen Naturkatastrophen. Die Lebensbedingungen verschlechterten sich zusehends. Alarichs vagabundierende Westgoten fielen 395 n. Chr. über Messene her und raubten der Stadt die letzte Lebenskraft. Sie durchlebte noch eine beschwerliche frühbyzantinische Ära. Letzte Erwähnungen der Stadt stammen aus Quellen des 7. Jahrhunderts.